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MAN setzt auf Kurzarbeit

Angesichts der weiter schleppenden Lastwagen-Geschäfte will der Lastwagenbauer MAN die Möglichkeit für Kurzarbeit im Werk Salzgitter verlängern. Es liefen Gespräche mit der zuständigen Arbeitsagentur und den Arbeitnehmervertretern, sagte ein Konzernsprecher am Donnerstag. Ursprünglich hatte die VW-Tochter für die Standorte München und Salzgitter für das erste Halbjahr Kurzarbeit beantragt. Tatsächlich wurde aber nur an einigen Tagen kurzgearbeitet, in Salzgitter im Juni bisher an vier Tagen, wie der Sprecher sagte. Da sich die Lage auf dem Lastwagenmarkt aber nicht entspanne, sei es sinnvoll, die Maßnahme für Salzgitter zu verlängern. (Stuttgarter Nachrichten online, 28.6.2013)

Krisenstimmung – Kommentar von Daniel Geers – Keine Frage: die Krise in den europäischen Kernmärkten hat die deutschen Nutzfahrzeughersteller nun voll erreicht. Mit MAN greift nun einer der ganz Großen der Branche auf dieses arbeitspolitische Notfallinstrument zurück. Dabei hatte Vorstandschef Georg Pachta-Reyhofen eine mögliche Ausweitung der Kurzarbeit bereits Anfang Juni auf der Hauptversammlung angekündigt. Ein Unternehmenssprecher nannte zur Begründung die nach wie vor zurückhaltende Auftragslage. Wenig überraschend ist die Ankündigung auch deshalb, da in Salzgitter und teilweise auch im Münchener Werk bereits im ersten Halbjahr Kurzarbeit gefahren wurde. Dass es letztlich nicht gelungen ist, die noch im April geäußerte Prognose zu halten, in der zweiten Jahreshälfte ohne Kurzarbeit auszukommen, hängt überwiegend damit zusammen, dass MAN einen Großteil seiner Produkte auf dem dahinsiechenden europäischen Markt absetzt. Zum Vergleich ist der weltgrößte Nutzfahrzeughersteller Daimler globaler als MAN aufgestellt und dadurch weniger von der Krise betroffen. Dort wird denn auch normal produziert. Die Krisenresistenz der Daimler-Nutzfahrzeugsparte bestätigt einmal mehr die Notwendigkeit globaler Vertriebsstrukturen. Dass hier MAN als ambitionierter Player immer noch Defizite hat, sollte unter der Ägide der neuen Machthaber aus Wolfsburg nun schleunigst korrigiert werden. Denn die Kompensation regionaler Wachstumsschwächen durch Erfolge in anderen Weltregionen ist mehr denn je ein Erkennungsmerkmal für nachhaltigen Erfolg. Dennoch sei vor Panikmache gewarnt: Langfristig kann auch MAN auf Wachstum hoffen, denn der Krise zum Trotz wird der Güterverkehr in den kommenden zehn Jahren wohl weiter anschwellen. Zudem dürften strengere Abgasregelungen und steigende Spritkosten die Nachfrage nach neuen, sparsameren Lastwagen weiter erhöhen. Und drittens drängt auch MAN – endlich! – verstärkt in die Wachstumsmärkten außerhalb Europas. Also: Gemach! Krise und Kurzarbeit dürften für MAN allen Anscheins nach nur eine Episode bleiben. Dennoch wird das Management hieraus seine strategischen Schlüsse ziehen müssen.

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