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Daimler muss seine Position behaupten

Vor dem Hintergrund des Führungswechsels an der Spitze der Truck-Sparte von Daimler analysiert „Die Welt“ die Herausforderungen für den neuen Spartenchef, Wolfgang Bernhard, der zuletzt zuständig für Produktion und Einkauf bei Mercedes war. Dessen Job wird als „heikel“ beschrieben, denn: „… die Branche gerät immer mehr in Bewegung, der langjährige Primus Daimler damit unter Druck – und zwar gleich von zwei Seiten. Zum einen rüsten sich die europäischen Hersteller und schmieden große Allianzen, um den Schwaben Marktanteile abzujagen. Gleichzeitig holt die Konkurrenz aus Fernost in raschem Tempo auf.” Mittlerweile sei Daimler sowohl bei den Lkw als auch bei den Bussen nicht mehr die Nummer 1. Dies geht aus einer Studie des Verkehrsberatungsunternehmens SCI hervor. Doch der scheidende Daimler-Truckchef Andreas Renschler gebe sich gelassen: „Ein Lkw ist ein Investitionsgut, der muss ständig rollen, um Geld zu verdienen, Service auf höchstem Niveau, wie wir ihn bieten, ist entscheidend.” Hier hätten die aufstrebenden asiatischen Wettbewerber noch einiges nachzuholen. (Die Welt online, 18.3.)

Götterdämmerung? – Kommentar von Frederik Kullmann, Los Angeles: Daimler, als langjähriger Lkw-Primus, muss derzeit zwei Herausforderungen zugleich bewältigen: Zum einen wachsen in Fernost immer mehr starke Wettbewerber heran – zum anderen bildet auch die europäische Konkurrenz neue Allianzen. Tatsächlich übernimmt Wolfgang Bernhard einen extrem heiklen Job. Jahrzehntelang waren die Fronten im weltweiten Lkw- und Busgeschäft klar: Daimler ist und war die Nummer eins bei Umsatz und Stückzahlen. Doch nun gerät eine ganze Branche in Bewegung und der langjährige Klassenbeste unter wachsenden Druck. Der größte Lkw-Bauer ist Daimler bereits seit einiger Zeit nicht mehr, diesen Titel trägt inzwischen der chinesische Lastwagenriese Dongfeng. Zudem müssen westliche Hersteller wie Daimler zusätzlich mit der Flaute auf ihrem europäischen Heimatmarkt kämpfen. Und drittens stößt Daimler auch auf dem Heimatmarkt auf immer schärfere Konkurrenz: Der Volkswagen-Konzern etwa arbeitet emsig daran, die Lastwagen-Töchter MAN und Scania mit VW Nutzfahrzeuge zu einem neuen Giganten zu verschmelzen. Der Konzern hatte jüngst angekündigt, gemeinsam mit allen Schwestermarken bis 2020 zu Marktführer Daimler aufschließen zu wollen. Dass hier vor wenigen Wochen auch noch der Truckbauer Volvo erklärt hatte, durch eine Beteiligung in China zur Nummer eins der Branche bei schweren Lkw aufsteigen zu wollen, ist hier eher eine Randnotiz. Es bleibt also spannend, wie Bernhard die gewaltigen Herausforderungen meistern wird, ohne das Unternehmen vor die Zerreißprobe zu stellen. Positive Assets sind auf jeden Fall die hohe Produktqualität, das erfolgreiche Baukastenprinzip, das starke Markenimage, das ausgeklügelte Servicenetz sowie die globale Präsent. Doch Daimler wird sich hierauf nicht ausruhen können, zumal die Angreifer blitzschnell dazulernen werden. Viel Glück, Herr Bernhard, bei diesem H-Kommando!

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