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Daimler: Mit neuer Vertriebsstrategie an die Weltspitze

Mit Hilfe einer neuen Vertriebsstrategie will der Autobauer Daimler die Erzrivalen BMW und Audi bis 2020 überholen. Dazu will der Hersteller noch in diesem Jahr erste Online-Shops für seine Autos anbieten. Zudem soll sich die Zahl der Markenauftritte in Innenstädten bis 2020 auf weltweit 40 Läden verdoppeln. Junge Leute sollen außerdem gezielt über sogenannte Pop-up-Stores, temporäre Läden, und Pavillons angesprochen werden. „Mit Blick auf unsere Wachstumsstrategie Mercedes-Benz 2020 entwickeln wir auch unser Marketing und unseren Vertrieb gezielt weiter“, kündigte Vertriebsvorstand Joachim Schmidt am Dienstag in Neuhausen auf den Fildern bei Stuttgart an. (Stern online, 24.7.2013)

Generalangriff – Kommentar von Dr. Olaf Janke – Daimler will es nun offenbar wissen und bläst zum munteren Hallali auf seine Konkurrenten in München und Ingolstadt. In der Tat: Online-Shops, temporäre Läden und Stände auf Stadtteilfesten, mit denen man junge Zielgruppen ansprechen will, klingen für den behäbigen und etwas altbackenen Schwaben-Konzern geradezu revolutionär. Hier ist durchaus ein Kompliment an den umtriebigen Vertriebsvorstand Joachim Schmidt angebracht, dessen Ankündigung alleine einen frischen Wind durch die auf ältere betuchte Herrschaften fixierte Marke wehen lässt. Wenn Schmidt so das Absatzziel für das laufende Jahr erreichen und 2015 1,6 Mio. Fahrzeuge (2013: 1,4 Mio.) absetzen will, ist man fast geneigt, ihm das zu glauben. In der Tat ist die Überalterung der Käuferklientel eines der entscheidenden Wachstumsbremsen „beim Daimler“. Gerade in den aufstrebenden Schwellenländern mit ihrer hungrigen, jungen und konsumorientierten Bevölkerung verschreckte der altbackene Daimler-Konzern in der Vergangenheit oftmals viele Kunden. „One size fits all – mit dieser Strategie kommen wir nicht weiter“, lässt sich Schmidt zitieren und er hat recht. Dass der Autobauer nun in einen peinlichen Jugendwahn überschwenkt, scheint derzeit nicht erkennbar, zumal Schmidt versprochen hat, gleichzeitig verschiedene Zielgruppen anzugreifen. Dennoch liegt das größte Risiko darin, dass der konservative Autobauer mit einer Überdehnung des Ansatzes die klassischen Zielgruppen vergrätzt und am Ende ganz mit leeren Händen dasteht: Verprellte Altkunden und peinlich berührte Jungkunden. Hier wird es nun entscheidend darauf ankommen, dass Daimler einen ausgewogenen Mittelweg geht, der alle Käuferschichten berücksichtigt, wertschätzt und mitnimmt. Unter dieser Prämisse ist die neue Vertriebsstrategie durchaus sinnvoll und richtig.

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