News / PKW

Opel-Management sieht Talsohle durchschritten

Der defizitäre Autobauer Opel gewinnt trotz der weiterhin schwierigen Marktlage neue Zuversicht: „Wir haben bei Opel eine Aufbruchsstimmung. Opel ist wieder da“, lässt sich Opel-Chef Karl-Thomas Neumann von zahlreichen Medien zitieren. Zwar werde der Hersteller auch in diesem Jahr Verluste einfahren. Doch habe Opel seine Ziele erreicht: „Unser erstes Ziel war Stabilisierung der Verluste und der Marktanteile, die wir seit 20 Jahren verlieren.“ Beides sei gelungen, und die Kostensenkung verlaufe erfolgreich, betonte der Vorstandsvorsitzende der Adam Opel AG: „Wir haben unsere Situation erheblich gegenüber dem Vorjahr verbessert.“ Auch technisch kann Karl-Thomas Neumann auf der Frankfurter IAA wichtige Akzente setzen. „War es im März in Genf allerdings vor allem noch seine Person, die kurz nach dem Amtsantritt für Rummel sorgte, stiehlt dieses Mal ein Auto dem Manager – nicht ganz ungewollt – die Schau: der Opel Monza.“ (The Wall Street Journal Deutschland online, 11.9.2013/S–; Stern online, 11.9.13/S–)

Neue Besen kehren gut – Kommentar von Dr. Olaf Janke – Noch hält sich der Opel-Hoffnungsträger Karl-Thomas Neumann im Vagen: Wie hoch das Minus 2013 ausfallen werde, wollte Neumann auf der IAA in Frankfurt nicht sagen. Immerhin ließ er sich zu der Aussage hinreißen, dass die europäische GM-Tochter 2016 wieder Gewinne einfahren soll. Neumann spielt dabei die komplette Klaviatur seines in Jahrzehnten als Automanager erworbenen Wissens ab und fährt konsequent mehrgleisig. Der berühmte Blumenstrauß an Maßnahmen wird dabei von ihm als heilender Gesundheitstrunk gesehen. 1. Mit neuen Modellen in Segmenten, die Opel zuletzt vernachlässigt hat, will der Hersteller neue Kunden gewinnen; 2. Mittels starken Kooperationen – so soll die Zusammenarbeit mit dem französischen PSA-Konzern beim Einkauf und in der Entwicklung ausgebaut werden – will Neumann die Kosten weiter senken. 3. Auch für die seit Jahren unter Arbeitsplatzabbau und Katastrophenmeldungen leidende Belegschaft hat der kluge Neumann ein paar Bonbons in der Tasche. So erklärte er unlängst, dass nach dem angekündigten Aus des Bochumer Werks und dem Wegfall von Nachtschichten andernorts kein weiterer Kapazitätsabbau geplant sei. 4. Neumann scheut dabei auch die Konfrontation mit der allmächtigen Konzernmutter GM nicht, indem er die Zweimarkenstrategie sowie die angebliche Bevorzugung der GM-Marke Chevrolet offen kritisiert. Es habe in der Vergangenheit bei General Motors Tendenzen gegeben, Chevrolet in Europa den Vorzug zu geben, sagte der umtriebige Opel-Manager auf der IAA gegenüber dem „Stern“. Diese Dinge wolle er nun korrigieren. Fast identische Fahrzeuge auf dem Markt gegeneinander antreten zu lassen wie den Chevrolet Volt und den Opel Ampera oder den kompakten SUV Trax (Chevrolet) und den Mokka von Opel seien Fehlentscheidungen gewesen, die es in Zukunft nicht mehr geben werde. Recht hat der Mann! Weiter als alle seine Vorgänger lehnt sich Neumann dabei aus dem Fenster: Opel werde ganz klar wieder die führende Marke von GM in Europa, tönt Neumann. Doch dies wirkt bei Neumann keineswegs überzogen oder unrealistisch. Neumann hat seine Rolle gefunden und er füllt sie perfekt aus. Glück für Opel. Das Selbstbewusstsein des Chefs sollte schon bald auf Marke, Belegschaft und Produkte ausstrahlen.

Tags:

Kommentarfunktion geschlossen.