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Opel will neue Exportmärkte erschließen

In einem Interview mit der „Allgemeinen Zeitung“ in Mainz erklärte Opel-Chef Karl-Thomas Neumann, dem Rüsselsheimer Autobauer wieder alten Glanz verleihen zu wollen. „Eine Marke kann man nicht zum Erfolg sparen“, sagte er. „Egal wen Sie ansprechen: Jeder hat einen emotionalen Bezug zu Opel. Das müssen wir wieder nutzen und positiv besetzen.“ Am kommenden Montag wolle Opel zudem eine Konzeptstudie präsentieren, mit der sich der Autobauer laut Neumann „alter Stärken und alter Erfolgsmodelle“ besinne. Künftig werde die Marke „wieder viel stärker Bezüge zu den alten Werten von Opel herstellen“, sagte der Vorstandsvorsitzende. Für den Mokka liegen den Angaben zufolge bereits mehr als 100.000 Bestellungen vor. Für Opel das Heil in China zu suchen, „wäre völliger Quatsch“, betonte der Manager. Das Schicksal des Rüsselsheimer Autobauers entscheide sich in Europa. Aber helfen könnten Exporte schon. Deshalb prüft das Management gerade „den Export weiterer Modelle nach China und in die USA“. In Europa produzierte Opel könnten dort „unter dem Logo der Schwestermarke Buick in Buick-Vertriebsnetzen verkauft werden – im Falle einer positiven Entscheidung“, so Neumann. (Allgemeine Zeitung online, 8.7.13/S–)

Na also, geht doch – Kommentar von Dr. Olaf Janke – Lange hat man sich in Detroit geziert und gequält, um der europäische Tochter Opel den Blick über den Tellerrand hinaus zu gestatten. Nun scheint sich – auch wenn es Opel-Chef sehr klausuliert formuliert – eine Trendwende abzuzeichnen. Es sei „völliger Quatsch“, das alleinige Heil in China zu suchen, erklärte der Top-Manager in einem Zeitungsinterview. Gleichwohl prüfe er „den Export weiterer Modelle nach China und in die USA.“ Dass Neumann hier verbale Kapriolen schlägt kann man ihm nicht verübeln. Zu stark waren in den vergangenen Jahrzehnten die Widerstände seitens der Konzernmutter, der europäischen Tochter den Weg nach Übersee zu bahnen und sie damit in direkte Konkurrenz zu den anderen Konzernmarken antreten zu lassen. Doch Neumanns Andeutungen reichen aus, um ein Umdenken zu erkennen. Tatsächlich ist dieser Schritt bitter und dringend nötig. Für die ausgemergelte Tochter, die noch immer über Potenzial und Knowhow verfügt, ist der europäische Heimatmarkt zum Leben zu klein und zum Sterben zu groß. Dringender denn je lechzt das Unternehmen nach neuen Absatzmärkten für seine in Europa bleiern in den Verkaufsräumen liegenden Fahrzeuge. Tatschlich sieht auch der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer in dem Opel versperrten Markt China einen der Hauptgründe dafür, dass die Opel-Sanierung nicht vorankommt. Die Strategie habe laut dem Auto-Professor kein Zukunftspotenzial. Seit 2000 sei der Anteil von Opel an den GM-Verkäufen von 20 % auf 11 % geschrumpft. Opel würde innerhalb des Markenverbunds von GM bereits mittelfristig auf das Niveau einer reinen Regionalmarke zurückfallen. Die „Welt“ (Online-Ausgabe, 8.7.) hat den Paradigmenwechsel bei der Konzernmutter ebenfalls erkannt und fasst die Lage richtig zusammen: „Bislang sollte Opel dem Mutterkonzern General Motors in den USA und China möglichst keine Konkurrenz machen. Doch wegen der Absatzkrise in Europa könnte sich das bald ändern.“ Schade nur, dass Opel-Chef Neumann bislang keine konkreten Absatz-Ziele nennt. Falsche Zurückhaltung gegenüber GM ist im Überlebenskampf jedoch fehl am Platz. Dabei kann Neumann stolz sein auf das Erreichte. Für Opel neue Absatzmärkte zu generieren, ist und bleibt der entscheidende Schlüssel, den Autobauer aus der Krise zu zerren. Den kriselnden Volumenhersteller weitere Jahre auf Europa zu reduzieren, würde die weitere Existenz Opels aufs Spiel setzen. Und dies kann keiner wollen.

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