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Opel gibt Australien auf

Der Autobauer Opel verlässt nach nur knapp einem Jahr Australien. Wie Opel-Vorstandsmitglied Johan Willems am Dienstag in Frankfurt sagte, ziehe sich die Marke aus „Down Under“ zurück. In Australien hätten sich die Rahmenbedingungen drastisch verschlechtert. Deshalb sei es wirtschaftlich nicht sinnvoll, weiterhin unter der Marke Opel zu exportieren. Es gibt jedoch Überlegungen, Opel-Modelle künftig unter der vor Ort bekannten GM-Marke Holden zu vertreiben. Holden hat ein Werk in dem Land. (Handelsblatt online, 7.8.13/S–)

Symbolträchtig – Kommentar von Tobias Dieterich – Nach nicht einmal einem Jahr ging der Ausflug Opels nach Down Under jäh zu Ende. Was auf dem ersten Blick als zwangsläufige wirtschaftliche Maßnahme erscheint – Opel hatte in Australien nur 1.500 Fahrzeuge statt der anvisierten Zielmarke von 15.000 Autos abgesetzt – ist auf dem zweiten Blick ein Beispiel für fehlenden unternehmerischen Weitblick. Hier stellen sich gleich mehrere Fragen: Warum beackert Opel einen Markt am anderen Ende der Welt und lässt gleichzeitig wichtige Märkte wie China links liegen? Australien, Chile und Singapur, wo Opel im vergangenen Jahr an den Start ging, erscheinen alles andere als sexy. Wie kann es zu einer solch gravierenden Fehleinschätzung des Absatzes in Australien kommen? Tatsache ist: Die regionalen Schwerpunkte Opels bleiben weiterhin diffus und nicht richtig greifbar. Überall ein bisschen, nirgendwo richtig, scheint die Devise zu lauten. Doch ist nicht auch die Konzernmutter GM schuld an dem halbherzigen Gestocher Opels auf der automobilen Weltkarte. Jahrelang hat GM seine europäische Tochter auf dem europäischen Heimatmarkt eingekerkert, sie damit beträchtlicher Wachstums- und Entwicklungschancen beraubt und damit jede Form eines konzerninternen Wettbewerbs (u.a. mit der GM-Marke Chevrolet) im Keim erstickt. Somit gilt für Opel einmal mehr: „Zum Leben zu klein und zum Sterben zu groß“. Das Beispiel Australien zeigt, dass sich die Versäumnisse der Vergangenheit nicht mal eben ausbügeln lassen. Tatsächlich fehlt Opel ein gewachsenes Gespür, ja schlicht Erfahrung, um auf den internationalen Märkten zu bestehen. Hier ist dringend ein Umdenkungsprozess erforderlich. Klare Strategien, ein Bekenntnis zu Wachstum und Wettbewerb sowie mutige unternehmerische Entscheidungen sind nun erforderlich. Opel ist es allemal wert und Opel Boss Karl Thomas Neumann ist dies durchaus zuzutrauen.

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