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Daimler in Investitionslaune

Der Daimler-Konzern will trotz seines Sparkurses in der schwächelnden Autosparte allein in diesem Jahr eine Milliarde Euro in sein größtes Pkw-Werk in Sindelfingen investieren. Darin enthalten seien bereits die Kosten für die neue Generation der S-Klasse. „Hier ist unser Kompetenzzentrum der Ober- und Luxusklasse“, sagte Konzernchef Dieter Zetsche am Mittwoch zum Produktionsstart der überarbeiteten S-Klasse. Das „Handelsblatt“ (online) kommentiert dies wie folgt: „Gewinnrückgänge, Probleme mit der Profitabilität und zu teure Standorte: Daimler muss sparen. Nun investiert der Autobauer aber eine Milliarde Euro in sein größtes Pkw-Werk – und will seine Sparziele trotzdem einhalten.“ (Handelsblatt online, 13.6.2013/S–)

Antizyklisch investieren – Kommentar von Dr. Olaf Janke – Grundsätzlich macht die neue Linie von Konzernchef Dieter Zetsche Sinn. Mit gezielten Investments stimuliert der Konzern – trotz rigidem Sparkurs – seinen Wachstumskurs, der ihn bis 2010 die Krone in der automobilen Oberklasse zurückgewinnen lassen will. Auch die gute alte Managementregel der Antizyklik – Investieren und Restrukturieren in Zeiten der Krise, um bei einer Markterholung ganz vorne mitzuspielen – werden hier lehrbuchmäßig umgesetzt. Gleichwohl verbleibt ein bitterer Beigeschmack, zeugt die Maßnahme doch einmal mehr vom ständigen Hü und Hott beim Daimler-Konzern. Gestern noch Sparen auf breiter Front, heute wieder Investieren – na was denn nun? Ein gewisser „Siegfried“ bringt es im Leserblog des „Handelsblatts“ schön auf den Punkt: „Zetsches Zickzackkurs zeigt doch nur etwas ganz profanes: zwischen Aktionären und Wettbewerbern eingeklemmt, muss er es allen recht machen. Da sind BMW und VW mit Ankeraktionären, die den Vorstand bzw. die Unternehmensstrategie langfristig unterstützen, eine ganze andere Nummer. Eine zu viel zu große Nummer für Daimler.“ In der Tat: Zuletzt hat der Konzern oftmals eine klare Linie vermissen lassen und Mitarbeiter, Kunden und Investoren durch Sprunghaftigkeit verunsichert. Und oftmals kam der Konzern zu spät: wie in China, wo die Stuttgarter nun mit gewaltigem Aufwand zur Aufholjagd gegen die Rivalen von Audi und BMW blasen. Dennoch: Die Investition in das Werk Sindelfingen, wo die neue S-Klasse gebaut wird, ist richtig. Als Kompetenzzentrum für die Ober- und Luxusklasse ist Sindelfingen das Aushängeschild, der Qualitätsträger, und das „Made in Germany“ schlechthin. Eine Stärkung dieses Schlüsselwerks kann dem Konzern deshalb nur gut tun und ist auch ein klares Signal nach innen, an die eigene Belegschaft. Sofern dabei nicht das Ausland aus dem Blickwinkel fällt – wie das jahrelang von den Konzernbossenvernachlässigte China – dann ist die Maßnahme nur zu begrüßen.

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