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Zulieferer entdecken ältere Mitarbeiter als wertvolle Ressource

Bei deutschen Automobilzulieferern laufen derzeit diverse Programme, die steigende Zahl älterer Mitarbeiter besser, verträglicher und nachhaltiger in die bestehenden Arbeitsstrukturen zu integrieren. Beispiel hierfür ist der Autozulieferer Bosch, der sich bei der Personalentwicklung zunehmend um ältere Mitarbeiter kümmert. „Wir spüren momentan noch keinen Fachkräftemangel“, sagte Bosch-Personalvorstand Christoph Kübel im Gespräch mit „dpa“. Aber: „Dass der Markt in der Zukunft enger wird, das zeigen die Prognosen.“ Um sich auch gegen einen möglichen Mangel von jungen Bewerbern zu wappnen, zapft der Technikriese bereits jetzt gezielt das Wissen älterer Mitarbeiter an. Dazu habe Bosch eine eigene Online-Plattform eingeführt, inklusive eines „Bosch-Wikis“. In einer Anwendung können Mitarbeiter Fragen stellen und andere Mitarbeiter, oft die älteren und erfahreneren Kollegen, antworten. (Schwarzwälder Bote online, 12.6.13/S–)

Ein starkes Signal – Kommentar von Dr. Olaf Janke – Der Vorstoß von Bosch, a) ältere Arbeitnehmer noch stärker und effizienter in die Betriebsabläufe zu integrieren und b) deren Wissen gezielt anzuzapfen ist fortschrittlich und zukunftsgewand zugleich und zeugt von einer ausgeprägten Sensibilisierung des Unternehmens hinsichtlich des anstehenden demographischen Wandels. Tatsache ist: das Zusammenspiel zwischen Alt und Jung ist enorm förderlich für die Innovationskraft eines Unternehmens. Auf der einen Seite der Forschungs- und Bewegungsdrang der jüngeren Jahrgänge, auf der anderen Seite ein tiefschürfendes Fachwissen und ein über Jahrzehnte geschärfter Blick für Probleme und Risiken. Dass hier dringend Handlungsbedarf besteht, belegen allein die reinen Zahlen. So schätzt etwa das Bosch-Management, dass der Altersdurchschnitt der eigenen Belegschaft bis 2030 um sieben Jahre auf 49 Jahre steigen wird. Um die älteren Mitarbeiter – jüngere Arbeitnehmer wird es dann auf dem Arbeitsmarkt kaum noch geben! – möglichst lang im Betrieb zu halten, setzt Bosch zudem auf flexible Arbeitszeitmodelle, die den persönlichen Gewohnheiten der älteren Generation gerecht wird. Gerade erst wurden 500 Manager für ein neues Modellprojekt geworben. Doch der Ansatz von Bosch endet nicht am Betriebstor, durch das der Arbeitnehmer in den Ruhestand verabschiedet wird. Denn auch die Erfahrung von Menschen im Ruhestand wird angezapft. Jeder, der aus dem Unternehmen ausscheidet, kann sein Wissen wieder einbringen. Dafür hat Bosch freiwillige Senior-Experten akquiriert. Bosch ist indes nur ein Beispiel von vielen: Auch in anderen Unternehmen der Zulieferbranche laufen derzeit vielfältige Aktivitäten, um die Ressource „Alter“ optimal zu schöpfen. Bosch gehört indes der Verdienst, seine entsprechenden Maßnahmen aktiv zu kommunizieren und als Teil der eigenen Unternehmenskultur zu präsentieren. Zulieferer, die diesen starken Personaltrend bislang verschlafen haben, sollten sich beeilen. Denn die Zulieferbranche beansprucht viel qualifizierte Ingenieurskunst und Facharbeiterwissen. Was hier an Kompetenzen in den kommenden Jahrzehnten ersatzlos verloren geht, wird die hiesige Branche nachhaltig schwächen. Es ist deshalb erforderlich, dass hier ein Umdenkungsprozess stattfindet. Sensibilisierung für das Thema, das Ausarbeiten einer nachhaltig angelegten Strategie sowie die effiziente Umsetzung der Erkenntnisse sind wohl geboten, damit die forschungsintensive Zulieferindustrie auch unter widrigeren demographischen Bedingungen ihre Innovationskraft und Zukunftsfähigkeit behält.

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