Ernst & Young hat die Entwicklung der Automobilbranche untersucht. Ergebnis: Deutsche Autobauer sind durch ihre weltweiten Erfolge der internationalen Konkurrenz in den vergangenen zehn Jahren auf und davongefahren. Demnach steigerten sie ihren Umsatz seit 2003 um insgesamt 78 %, während japanische Hersteller nur um 23 % zulegen konnten. Bei anderen europäischen Autobauern gingen die Erlöse in dem Zeitraum um 7 % zurück, bei den US-Herstellern sogar um 15 %. Für die Studie wurden die Bilanzen der 17 größten Autokonzerne weltweit ausgewertet. Nach Auswertung der Zahlen sind die japanischen Autohersteller die Verlierer. (RP online, 9.4.13/S–; u.v.a.)
Siegertypen? Kommentar von Dr. Olaf Janke: Nie zuvor waren die deutschen Hersteller so stark – sowohl weltweit als auch auf ihren Heimatmärkten. Dies hat die Beratungsgesellschaft Ernst & Young nun „amtlich“ bestätigt. So konnten Volkswagen, Daimler und BMW zusammengenommen ihren Gewinn vor Steuern und Zinsen in den vergangenen zehn Jahren um satte 281 % steigern und 2012 insgesamt 28,4 Mrd. Euro verdienen. Der Umsatz legte seit 2003 ebenfalls um 78 % zu. Das ist bemerkenswert, erst recht für eine reife Industriegesellschaft mit ihren hohen Löhnen und ihrem ausgeprägten Sozialklima. Im internationalen Vergleich haben nur noch die koreanischen Hersteller Hyundai und Kia ähnliche Wachstumszahlen. Japanische Hersteller, die den Deutschen noch zu Beginn des Jahrtausends das Fürchten lehrten, sind mittlerweile weit abgeschlagen: So schrumpfen die Gewinne der japanischen Konzerne in den vergangenen zehn Jahren um 8 %.
Doch Stopp! An dieser Stelle sei davor gewarnt, die Erfolgsgeschichte der deutschen Hersteller endlos fortschreiben zu wollen. Weltreiche kommen und gehen, nach „Auf“ kommt „Ab“ – Japan ist hier ein warnendes Beispiel. Zahlreiche Indizien deuten darauf hin, dass auch die deutsche Automobilwirtschaft bald ihren Zenit überschreiten könnte. Beispiel 1: China. Für viele Autobauer ist China inzwischen der wichtigste Wachstumstreiber, Rückschläge im Reich der Mitte können daher schnell massive Folgen haben. Gerade aktuell haben die deutschen Premiumanbieter in China mit steigendem Druck der Politik zu kämpfen. „Denen stinkt der deutsche Erfolg”, so ein VW-Manager – und er hat recht. Jüngst mussten sich die deutschen Hersteller vorwerfen lassen, die in ihren Fahrzeugen eingesetzten Dämmstoffe geben gesundheitsgefährdende Substanzen ab. In diesen Attacken sehen Branchenbeobachter gezielte Störmanöver. Beispiel 2: Europa. Auch im Westen stößt die profitable Erfolgsfahrt der deutschen Hersteller zunehmend auf Widerstand: Unlängst erst warf Fiat-Chef Sergio Marchionne dem VW-Konzern vor, mit seinen Verkaufskonditionen in Europa ein Blutbad anzurichten. Unser Fazit lautet deshalb: Die glückstrunkenen deutschen Hersteller müssen sehr wachsam sein. Erfolg ist ein flüchtiges Momentum; morgen kann die Welt schon eine andere sein. Das Beispiel Japans mahnt zur Vorsicht.