News / Zulieferer

SGL Carbon kassiert Jahresprognose ein

SGL Carbon, ein Zulieferer für die Stahl- und Automobilindustrie, an dem BMW und VW nennenswert beteiligt sind, erwartet 2012 einen Einbruch des operativen Gewinns (Ebitda) von 50 bis 60 % im Vergleich zum Vorjahr. SGL hatte seine Prognose bereits im April deutlich heruntergeschraubt und zuletzt ein Minus von 20 bis 25 % erwartet. Zuvor war Konzernchef Koehler noch von einem Ebitda-Rückgang um bis zu 15 % ausgegangen. 2012 standen hier vor Wertberichtigungen 240 Mio. Euro zu Buche. Grund hierfür sind u.a. Schwächen im Kerngeschäft mit Grafitelektroden und Spezialgrafiten, ein verschärfter Wettbewerb im Asien-Geschäft, Abschreibungen auf Geschäfte mit dem Flugzeugbauer Boeing und die flaue Nachfrage nach Windrädern. (Focus Online, 1.7.13/S–)

Diffuses Bild – Kommentar von Dr. Olaf Janke – Mit seiner aktuellen Gewinnwarnung hat der Autozulieferer SGL Carbon nach einem Verlust im ersten Quartal nun bereits zum zweiten Mal binnen zehn Wochen die Erwartungen ans eigene Geschäft einkassiert. Dass das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) nun gleich um bis zu 60 % niedriger als im Vorjahr ausfallen dürfte, ist schon ein starkes Stück. Ein Aktienhändler sprach am Freitag von sehr schlechten Nachrichten. Damit wächst auch der Druck auf die Führungstruppe um den bislang durchaus erfolgreichen Vorstandschef Robert Köhler. Um es zunächst deutlich zu sagen: das Unternehmen scheint trotz Gewinnwarnung im Kern gesunde – eine systemische Krise bei Strategie und Aufstellung ist derzeit noch nicht erkennbar. Dennoch: Ob das geplante Sparprogramm ausreichen wird, um gegenzusteuern, bleibt dahingestellt. Generell gilt auch im Falle von SGL Carbon die gängige Konsensempfehlung, auf einen Blumenstrauß an Maßnahmen zu setzen, um gegenzusteuern. So muss das Unternehmen neben öden Sparmaßnahmen auch seine Internationalisierungsstrategie perfektionieren, seine Abhängigkeit von hochvolatilen Branche (etwa Windkraft) reduzieren sowie einen zukunftsorientierten Restrukturierungsprozess fahren. Diese vier Notfallmaßnahmen sollten das Traditionsunternehmen rasch wieder auf die Erfolgsspur zurückkehren lassen – spätestens dann, wenn die Konjunktur sowie der Absatz an die Windkraft- und Automobilwirtschaft wieder anziehen. Gleichwohl bleibt das Bild diffus: Wie konnte es dem im Investor Relation bislang brillierenden Unternehmen passieren, gleich zwei Gewinnwarnungen hintereinander ausgeben zu müssen? Wie konnte es zu den hohen Abschreibungen auf Geschäfte mit Boeing kommen? Es bleibt zu hoffen, dass die Wiedebadener bei ihrem Bericht zum 2. Quartal eine Stabilisierung des Negativtrends vermelden können. Wie gesagt: Die Zeichen hierfür stehen nicht schlecht. Nun ist aber entschlossenes Gegensteuern erforderlich.

Tags: , ,

Kommentarfunktion geschlossen.