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Aus für Lancia?

Medienberichten zufolge will Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne die Marke Lancia einstellen. Alfa Romeo soll dafür aufgewertet werden. „Es wäre keine große Überraschung“, kommentiert das Magazin „Focus“ die Pläne. „Wir müssen uns von der Illusion verabschieden, dass wir Lancia neu aufbauen können“, zitiert auch die „Automobilwoche“ den Fiat-Chef. Die einstige Kultmarke Lancia hat zurzeit abgesehen vom Kleinwagen Ypsilon, dem Kompaktmodell Delta und dem Minivan Musa keine eigenen Modelle mehr im Programm. Ein Konzernsprecher bestätigte den Bericht auf Anfrage von „Focus“-Online allerdings nicht: „Die Marke Lancia wird weiter bestehen bleiben“, so der Sprecher. Laut „Focus“ bleibe es allerdings fraglich, ob der Fiat-Konzern noch nennenswert in die Marke investieren wird. Unter dem Titel „Fiat gibt Lancia quasi auf – Mit diesen Marken geht´s bergab“, berichtet auch die „Bild“-Zeitung über das Thema. (Focus online, 3.11.12/S–; Bild-Zeitung online, 3.11.12/S–)

Kommentar von Tobias Dieterich – Was eine großartige Historie, welch eine Tradition. Bereits im Jahr 1906 begann der Mechaniker Vincenzo Lancia zusammen mit Claudio Fogolin, eigene Automobile zu entwickeln. Seit 1969 gehört Lancia zum Fiat-Konzern. Die Marke verwirklichte bereits 1922 im Lancia „Lambda” die erste selbsttragende Karosserie, eine Einzelradaufhängung sowie Teleskop-Federbeine. Die „Augusta” war 1933 das erste Fahrzeug, das den Fahrersitz in einer geschlossenen Fahrgastzelle platzierte. In den siebziger und achtziger Jahren war die Marke Kult – nicht zuletzt dank ihres sportlichen Images. Welch großartige Geschichte. Doch nun ist wohl alles aus und vorbei – trotz aller Dementis aus Turin. Leidenschaftslosigkeit ist angesagt, denn der europäische Automarkt ist mit schlecht geführten Marken schier übersät – und Lancia ist hier nur eine von vielen. Eine Bereinigung der unüberschaubaren und teuren Markensammlungen macht durchaus Sinn. Das Straffen von Marken und die Konsolidierung der Szene sind überall in Europa überfällig. Leider ist es Fiat in den vergangenen Jahren nicht geglückt, seine Markenvielfalt unter dem Konzerndach profitabel zu managen. Dass es auch anders geht macht seit jeher Volkswagen vor. Die Wolfsburger managen virtuos die mittlerweile 13 Konzernmarken (sieht man einmal von Seat ab) und führen jede der Marken als erfolgreiches Profitcenter. Schade ist es um die Industrie- und Design-Ikone Lancia zwar allemal. Doch wie heißt es so schön: In Zeiten der Krise ist einem das Hemd näher wie die Hose. Vor diesem Hintergrund macht die Entscheidung – so sie denn kommt – Sinn.

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