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Sinkende Absatzzahlen schlagen bei Zulieferern ins Kontor

Das Fachportal „KunststoffWeb“ sorgt sich um die Zulieferbranche in Deutschland angesichts fortschreitender Absatzeinbrüche der deutschen Automobilwirtschaft: „Produktionskürzungen, Stellenabbau, Werksschließungen, fehlende Teile – der Gegenwind für die europäischen Automobilbauer auf den Heimatmärkten ist so stark geworden, dass auch die bisher guten Geschäfte in Asien und Nordamerika die Delle nur noch knapp ausgleichen können“, beschreibt der Autor das Umfeld. „ Für Zulieferer in die deutsche Automobilindustrie bedeutet diese Entwicklung eine Erhöhung des seit Beginn der Wirtschaftskrise ohnehin bestehenden Konsolidierungsdrucks“, berichtet auch der wöchentliche Branchendienst Kunststoff Information (KI), Bad Homburg. „Das macht sich insbesondere in einem massiven Preisdruck für die Zulieferer bemerkbar”, sagte Michael Weigelt, Geschäftsführer von TecPart – Verband Technische Kunststoff-Produkte e.V. (Frankfurt). „Die Preissteigerungen bei den Kunststoffen, die seit 2009 rund 13 % über alle Materialien und bis zu 30 % für technische Polymere betrugen, konnten bisher über die stärkere Abnahme aus dem Automobilbau ausgeglichen werden”, so Weigelt. Gleichzeitig hätten die Zulieferer nur um 1,9 % höhere Preise für fertige Teile durchsetzen können. Mit den nun auf oder sogar unter das Kalkulationsniveau sinkenden Abnahmemengen stimmen die Berechnungen nicht mehr, hinzu kommen höhere Energie- und Personalkosten.

Kommentar von Daniel Geers: Wie schnell doch am Ende alles ging. Noch im April meldeten viele Zulieferer Rekordzahlen für das erste Quartal – doch hiermit ist es nun erst einmal vorbei. Mit den Absatzzahlen der PKW-Hersteller in Europa rauschten seit Jahresmitte auch Auftragsvolumina und Umsätze der großen Zulieferer nach unten – freilich von hohem Niveau ausgehend, aber dennoch signifikant. Die Absatzkrise in der Autobranche wird vor allem vielen kleinen Zulieferfirmen langsam zum Verhängnis. Rund ein Viertel der Betriebe steht vor dem Aus, berichteten zuletzt mehrere Medien. Ein großes Risiko besteht vor allem für Lieferanten aus der zweiten und dritten Reihe, Firmen, die niemals wirklich weit über ihre Grenzen hinaus expandiert haben. Diese kleinen Betriebe sind zudem abhängiger von Banken, die wiederum für die Kreditvergabe schärfere Regeln geltend machten. Besser steht da, wer international aufgestellt ist oder zumindest solche Autokonzerne in seinem Kundenportfolio hat, die viel exportieren. Denn Zuwächse in den USA und China gleichen derzeit bei vielen Pkw-Bauern Rückgänge in Europa aus. International agierende Lieferanten lassen so die Krise weitgehend an sich abtropfen, und auch deutsche Konzerne wie Continental, Schaeffler oder Bosch sind fein raus. Viel stärker als früher hängt es heute von Zahl und Struktur ihrer Kunden der Aufstellung der Lieferanten und von ihrer Innovationskraft ab, wie gut die Zulieferer Rückschläge in einer Region wegstecken könnten.

Dass es auch die „Kleinen“ in der Branche mit einer Internationalisierungsstrategie auf festere Beine schaffen, erscheint plausibel. Argumente, die „Kleinen“ hätten auf den internationalen Märkten nichts zu suchen, führen in die Irre. Denn es gibt kaum ein Land, wo die Expansionsbedingungen selbst für kleinere Anbieter derart günstig sind wie in Deutschland. Hierfür gibt es mehrere Gründe. Zum einen genießen deutsche Spezialanbieter im Ausland einen exzellenten Ruf, der manch eine Tür öffnet. Oftmals werden sie – zu Recht – als Edelschmieden wahrgenommen. Erleichternd kommt hinzu, dass selbst Klein-Zulieferer bei ihren ersten Gehversuchen im Ausland auf ein funktionstüchtiges Netzwerk an staatlichen und privatwirtschaftlichen Angeboten und Unterstützungen zurückgreifen können. Branchenverbände, ausländische Handelskammern sowie die Hausbank sind hier oftmals die besten Adressen. Und apropos Banken: Gerade mittelstandsnahe Banken, von denen es in Deutschland einige gibt, sind geradezu spezialisiert darauf, den Mittelstand ins Ausland zu begleiten.

Fazit: Zulieferer, die unter dem hochzyklischen Geschäft leiden, sollen sich ermuntert fühlen, neue Wege zu beschreiten – hierbei ist eine Internationalisierungsstrategie nur einer von mehreren möglichen Wegen, um der Zyklik des Marktes zu entkommen. Andere sind das Einleiten von Konsolidierungsprozessen, konsequentes Wachstum oder aber ein Abschied von der Monokultur: Diversifizierungsstrategien bei Kunden und Produkten können hier Wunder wirken. Wie auch immer: Kein Zulieferer ist den Gezeiten der Märkte willenlos ausgeliefert – sofern er dies nicht möchte.

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