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Diskussion um CO2-Grenzwerte geht in neue Runde

Deutschland stellt sich zugunsten seiner Hersteller in der CO2-Diskussion quer. Aus Expertensicht ist das falsch: Daimler, BMW und Co. würden von schärferen Normen sogar profitieren. Auch EU-Klimakommissarin Connie Hedegaard bestreitet, dass die geplanten neuen Normen eine Gefahr für die deutschen Autohersteller seien. „Diese Gesetzgebung ist keine Bedrohung“, sagte die Dänin. „Sondern eher eine Gelegenheit, ihre Wettbewerbsfähigkeit noch zu erhöhen“, sagte Hedegaard dem Nachrichtenmagazin „Focus“. Italien und Frankreich fordern unterdessen, die europäischen Autobauer müssten gleich behandelt werden. Demnach hegt Rom Bedenken, dass deutsche Hersteller unverhältnismäßig stark von speziellen Boni für schadstoffarme Fahrzeuge wie Elektroautos profitieren könnten. (Focus online, 18.11.13/S–)

Gigantische Chance für Zulieferer – Kommentar von Tobias Dieterich – Der Sieg der deutschen Hersteller im Kampf gegen höhere CO2-Grenzwerte ist ein klassischer Pyrrhussieg. Mehr noch: Der Zug hin zu strengeren Normen lässt sich nicht mehr aufhalten, allenfalls verlangsamen. Schlimmer ist noch, dass die deutsche Seite mit ihrem Festhalten an bestehenden Normen gewaltiges Zukunftspotenzial verspielt. Auch der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer warnt: Das Argument, strenge Normen schadeten der deutschen Industrie, sei falsch. Die Vorgängerregelung zur Begrenzung des CO2-Ausstoßes habe „eine wahre Innovations-Initiative ausgelöst“, von der Zulieferer und Autohersteller profitiert hätten, so der Experte. Und: „Mit 762.000 Beschäftigten hat heute die deutsche Autoindustrie ihren höchsten Stand seit der Wiedervereinigung.“ Sollte das aktuelle Projekt aufgeweicht werden, würde dies Dudenhöffer zufolge den technischen Fortschritt gefährden. Zu recht warnt der Autopapst: „Die Auswirkungen auf die Branche wären verheerend“. Gewaltige Chancen bieten sich hier vor allem den deutschen Zulieferern. Denn eine Verschärfung der CO2-Grenzen würde einen gewaltigen Innovationsmotor in Gang setzen, von dem insbesondere die forschungsstarken deutschen Player profitieren dürften. Der Lohn wären neue begehrte Produkte mit hohen Absatzzahlen sowie – dank der Abnahmeabhängigkeit der Hersteller – zumindest vorübergehend höhere Margen. Die Branche sollte gründlich darüber nachdenken, ob ein Ausbremsen der EU-Pläne tatsächlich der Königsweg ist. Denn dass die Brüsseler Bürokraten durchaus technischen Fortschritt stimulieren können, haben sie – sicherlich ungewollt – in der Vergangenheit mehrfach unter Beweis gestellt.

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