Green Tech / News

CO2-Grenzwerte für Autos heftig umstritten

CO2-Grenzwerte für Autos heftig umstritten – Zahlreiche Medien berichten heute über den Streit von Industrie und Umweltschützern um den richtigen Weg zur Verminderung des Treibhausgases C02 in Autoabgasen. Der deutsche Verband der Automobilindustrie (VDA) wehrt sich gegen eine Regulierung, die den sogenannten Premiumherstellern schaden könnte. Er dringt bei der Berechnung des CO2-Ausstoßes auf höhere Gutschriften für schadstoffarme Fahrzeuge wie Elektroautos (Supercredits), als die EU das bisher plant. Vertreter von EU-Staaten, Europaparlament und EU-Kommission wollten am Montagabend in Brüssel über CO2-Grenzwerte für Autos verhandeln. Die Verhandlungen drehen sich darum, welche Vorgaben es für die Industrie für das Erreichen des 2020-Ziels geben soll. (Tagesspiegel, 25.6.13)

Panikmache? – Kommentar von Tobias Dieterich – Der heftige Protest der deutschen Autolobby im Streit um die CO2-Regulierung hat die öffentliche Debatte um C02-Grenzwerte nun befeuert. Während Vertreter der deutschen Premiumhersteller vor einer massiven Schädigung des Automobilstandorts Deutschland warnen und von der EU höhere Gutschriften für schadstoffarme Fahrzeuge fordern, sprach die Umweltorganisation Greenpeace am Montagabend von „Panikmache“. Die Autobauer hätten in der Vergangenheit gezeigt, dass sie unter Druck auch CO2 einsparen könnten. Die Automobillobby wiederum kann sich mehr denn je der Unterstützung der Bundesregierung sicher sein, seitdem VDA-Präsident Matthias Wissmann kürzlich in einem Brief an „die liebe Angela“ gewarnt hatte, dass „wir unser leistungsfähiges und starkes Premiumsegment … über willkürlich gesetzte Grenzwerte buchstäblich kaputt regulieren lassen“.
Zurück zur Ausgangsfrage: Panikmache oder Götterdämmerung? Die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte. Kein Zweifel: Die neuen C02-Grenzwerte, sollten sie den kommen, werden die deutschen Premiumhersteller härter treffen als die auf klein- und mittelgroße Autos geeichten Wettbewerber etwa in Südeuropa. Auch ist zu befürchten, dass der Ruf der deutschen Produzenten im Rahmen einer solchen Debatte schnell lädiert werden könnte: Das Image von spritfressenden Anachronisten lastet zunehmend auf Daimler und Co. Andererseits liegt in den angezogenen Daumenschrauben auch die Chance für die Branche, einen Innovationsschub zu zünden. Die Umweltschützer haben durchaus recht, wenn sie externen Druck als Initialzündung für nachhaltiges Handeln ausmachen. Warum können die deutschen Hersteller die Debatte nicht als Chance sehen, die Co2-Werte ihrer Flotten signifikant abzusenken und damit ihre Produkte auf einen Schlag wettbewerbsfähiger und begehrter zu machen? Damit könnte der Druck aus Brüssel, den der eine oder andere deutsche Manager als Schikane zum Kleinhalten der übermächtigen deutschen Autoindustrie sieht, eine technische Revolution an Kopf und Gliedern auslösen. Diese wiederum könnte die deutschen Hersteller auf Jahre hinaus zum Maß aller Dinge in der Umwelttechnologie machen. Es ist somit an BMW, Daimler und Audi, den vermeintlichen Malus in Erfolg und Fortschritt umzumünzen und damit ihrer Erfolgsgeschichte ein weiteres Kapitel anzuhängen.

eine Nachricht hinterlassen