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Fiat erwägt Komplettübernahme von Chrysler

Der italienische Autobauer Fiat will seine US-Tochter Chrysler offenbar komplett übernehmen. Fiat wolle die ausstehenden Anteile von 41,5 Prozent an der Chrysler Group LLC aufkaufen und ein fusioniertes Unternehmen dann möglicherweise in den USA an die Börse bringen, sagten mit den Vorgängen vertraute Personen. (The Wall Street Journal online, 25.4.13/S–)

Plan B – Kommentar von Frederic Kullmann: Die Lösung hat durchaus Charme! Mit dem Schritt, einen fusionierten Fiat-Chrysler-Konzern an die Börse zu bringen, könnte Fiat-Chef Sergio Marchionne eine strategische Wende für den Gesamtkonzern einschlagen. Marchionne, der zuvor stets betont hatte, einen Börsengang vermeiden zu wollen, würde sich damit der Realität des Marktes stellen – denn Fiat hat wie alle Autohersteller hat einen hohen Kapitalbedarf. Hier könnte eine US-Börsennotierung in den USA als neue Finanzierungsquelle für den Konzernerschließen. UBS-Analyst Philippe Houchois hält eines US-Notierung ebenfalls für sinnvoll und meint – aus unserer Sicht mit nachvollziehbaren Begründungen -, dass das neu geschaffene Unternehmen auf pro-forma-Basis dann mehr wie Ford aussehe als Renault-Nissan. „Wenn man sich die Struktur jetzt anschaut, hat man ein braves Kind mit einem schwierigen Elternteil, also ist es möglicherweise lebensbedrohlich”, fügte Houchois hinzu und er hat recht: Tatsächlich ließe sich das Konglomerat wohl weit besser handhaben, wenn man Fiat den Charakter einer Tochter von Chrysler gebe. Doch ist der Weg zu einer vollständigen Übernahme Chryslers noch dornenreich, zumal der Rest an Chrysler einem gewerkschaftlich verwalteten Fonds gehört, mit dem sich Fiat derzeit vor Gericht über die Bewertung der Aktien streitet. Letztlich aber wird das Ergebnis dieses Streits den Preis bestimmen, den Fiat für die ausstehenden Anteile bezahlen müsste. Und (aus Sicht von Fiat) gar nicht auszudenken, wenn die Parteien sich gar nicht einigen. Unser Fazit: Sinnvoller strategischer Vorstoß, der sich jedoch noch an den Widrigkeiten der Realität wird messen lassen müssen. Hier sind die Managementqualitäten des hochgelobten Marchionnes einmal mehr gefordert, die Fäden in dem unübersichtlichen Spiel sauber zusammenzuziehen. Viel Erfolg!

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