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Aus für Opel Bochum besiegelt

„Aus für Opel Bochum ist besiegelt“ – Nun ist es amtlich: Der Autohersteller Opel baut ab dem Jahr 2015 keine Autos mehr in Bochum. Die Produktion werde zum Jahresende 2014 eingestellt, beschloss der Aufsichtsrat der General-Motors-Tochter auf Vorschlag des Vorstands am Mittwoch in Rüsselsheim. Wie es danach weitergeht, ist unklar. Hintergrund: Die Bochumer Belegschaft hatte im März den von Gewerkschaft und Management ausgehandelten Sanierungsplan für den verlustreichen Autobauer mit großer Mehrheit abgelehnt. Nach Darstellung von Betriebsratschef Rainer Einenkel fehlte es darin an klaren Zusagen und Arbeitsplatzsicherheit für die 3.200 Beschäftigten im Werk. Mit dem Nein verzichtete die Bochumer Belegschaft allerdings auch auf eine Verlängerung der Standortsicherung bis Ende 2016. (Handelsblatt online, 18.4.13/S–)

Verzockt! – Kommentar von Frederic Kullmann, Los Angeles – Die Bochumer haben hoch gepokert und verloren! Rainer Einenkel hat sich schlicht verzockt. Die erhofften Nachverhandlungen nach dem Nein der Belegschaft zur Frage 2014/16 haben in Detroit allenfalls Kopfschütteln ausgelöst. Einenkel und seine Mannen haben im Moment ihres „Neins“ vermutlich die deutsche „Konsensbrille“ aufgehabt und auf einen Kompromiss im Sinne der bundesrepublikanischen Kompromissgesellschaft gesetzt. Leider haben sie dabei die Entschlossenheit des Detroiter Managements außer Acht gelassen, das 5.000 Kilometer entfernt von Bochum mit der deutschen Gemütlichkeit nur wenig anzufangen weiß. Tatsache ist: Das „Nein“ aus Bochum war für Detroit ein gefundenes Fressen und damit der finale Todesschuss für das Werk.
Fakt ist aber auch: Einenkel als Sündenbock hinzustellen, ist falsch. Natürlich hat er hoch gepokert, möglicherweise auch zu hoch. Aber abgestimmt hat immer noch die Belegschaft. Das Problem liegt ganz wo anders. Es ist die Geschichte eines jahrzehntelangen Missmanagements beginnend in Detroit und endend am Standort Bochum. Einenkel und seine Mannen sind selbst Opfer eines jahrelangen Niedergangs, dem sie sich am Ende verzweifelt entgegengestemmt hatten. Es ist zudem eine bittere Ironie der Geschichte: Das einst stolze Bochumer Werk leidet seit Jahren unter der schlechten Behandlung der US-Muttergesellschaft. Job-Abbau, Schließungspläne standen fast täglich auf der Tagesordnung. Und mit jedem Wechsel an der Spitze des Unternehmens, jedem verlorenen Arbeitsplatz und jedem neuen Schließungsgerücht schwand das Vertrauen. Bis zuletzt nur noch das Vertrauen in den Betriebsratschef Einenkel übrig blieb. „Die Welt“ bringt es in ihrer Analyse trefflich auf den Punkt: „Dem (Einenkel) sind sie gefolgt, wem auch sonst? Schließlich war die Solidarität der Werke untereinander längst zerbrochen in der Not der Mangelverwaltung. Eine verschworene Gemeinschaft blieb zurück im Werk, eine Trutzburg gegen die Realität draußen. Vielleicht ist das eine Erklärung dafür, warum die Belegschaft unter Führung von Einenkel gegen die Aussicht von zwei Jahren Galgenfrist gestimmt hat. Verzockt im Poker mit den Amerikanern? Ein letzter Ruf aus leeren Hallen?“ Traurig ist es allemal. Es bleibt zu hoffen, dass Opel das nun das eingesparte Geld in seine Verantwortung für Standort und Arbeitsplätze investieren wird.

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