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Medienzusammenfassung Dr. Olaf Janke zum GOLF 7

Medienzusammenfassung zum GOLF 7 – Volkswagen hat am Dienstag die siebte Generation des Bestsellers Golf in Berlin offiziell der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Medienecho auf die von der Öffentlichkeit viel beachtete Präsentation ist enorm. „Der neue Golf 7 im Blitz-Check: Er kann alles – fast alles“, titelt „Focus“, „Golf VII: Der neue Hoffnungsträger“, fasst das „Abendblatt“ (München) die hohen Erwartungen zusammen. Unter den Titeln „Startschuss für den Golf 7“, „VW präsentiert neue Generation des Millionenerfolgs“ und „VW lüftet mit großem Pomp das Golf-7-Geheimnis“ berichten zum Beispiel „Die Welt“, „Hamburger Abendblatt“ und Frankfurter Rundschau“ ausführlich und in breiter Aufmachung.

Medial stark beachtet ist vor allem die ökologische Komponente des neuen Golfs: Besonders stolz sei Konzernchef Martin Winterkorn darauf, dass der neue Golf 100 Kilo weniger wiegt als der alte. „Dies trägt mit dazu bei, dass der Wagen im Durchschnitt der Flotte 14 % weniger Sprit verbraucht. Das Sparmodell „Blue Motion“ soll auf 100 Kilometern sogar nur 3,2 Liter schlucken“, schreibt die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Gleichwohl demonstrierten Aktivisten der Umweltorganisation Greenpeace vor dem roten Teppich. Die Kritik von Greenpeace zielt darauf ab, dass der Verbrauch von 3,2 Litern nur mit ganz speziellen Versionen und nicht mit Standardwagen möglich sei. Hierzu schreibt die „Financial Times Deutschland“: „Die einzigen, die das brachiale Selbstbewusstsein von VW am Dienstagabend erschüttern können, sind interessanterweise die Greenpeace-Aktivisten vor der Tür. Sie rechnen vor, dass der Golf kein großer Fortschritt in Sachen Verbrauch und Emissionen sei, und sagen, VW habe eigentlich die Technik, das zu ändern. Das fuchst die Niedersachsen, und sie versprechen für die Zukunft noch sparsamere Versionen.“

VW-Chef Winterkorn wird von den Medien positiv gestimmt wiedergegeben: „Auf diesen Moment habe ich mich seit Monaten gefreut“, wird Winterkorn von der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ zitiert, nachdem er das Präsentationsfahrzeug vor 700 Zuschauern – darunter auch Konzernpatriarch Ferdinand Piëch – in die Neue Nationalgalerie in Berlin chauffiert hatte. Auch Ferdinand Piëch zeigt sich zuversichtlich: Er sehe keinen ebenbürtigen Konkurrenten zum neuen Golf, sagte er am Rande der Veranstaltung.

Für die „Frankfurter Allgenmeine Zeitung“ ist der neue Golf ein wichtiger Stepstone, VW zum größten Automobilkonzern der Welt zu machen. Unter dem Titel „Auf dem Weg zum größten Autokonzern“ schreibt das Blatt: „VW-Chef Martin Winterkorn will sein Unternehmen zum größten Autokonzern der Welt machen. Der Golf ist für ihn ein Meilenstein.“ Der Manager wolle mit dem neuen Golf nicht nur die Konkurrenz auf Abstand halten. „Die Nummer 7 ist für ihn ein weiterer Meilenstein auf dem Weg an die automobile Weltspitze, die Volkswagen spätestens 2018 erobern will. Noch haben General Motors und Toyota die Nase vorn.“

Vielfach zitiert werden auch Aussagen des VW-Managements, wonach Volkswagen mit dem neuen Golf auch eine höhere Rendite einfahren werde als mit dem Vorgängermodell. „Die Margen des Neuen übertreffen die des Alten vom Start weg“, wird VW-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch mit Aussagen am Rande der Präsentation in Berlin zitiert. Pötsch fügt hinzu: „Der Golf VII wird einen wesentlichen Ergebnisbeitrag liefern.“ Die sei nach Ansicht der Kommentatoren umso bemerkenswerter, als doch das Einstiegsmodell, der 1,2 TSI Trendline mit 63 kW (85 PS), 16.975 Euro koste und damit auf den Euro ebenso viel wie der bisherige 1,4 MPI mit 80 PS. In mehreren Medien entspinnt sich darauf eine Debatte, ob VW mit dem Wagen eine genügend hohe Rendite einfahren könne. Volkswagen werde auch mit dem preislich aggressiv positionierten Basismodell Geld verdienen, wird der Finanzchef, der kein konkretes Renditeziel nennen wollte, etwa von der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ zitiert. Der Schlüssel zu höheren Margen liege laut Pötsch in dem neuen Konstruktionsprinzip. Der sogenannte modulare Querbaukasten (MQB) erlaube es dem Konzern, modellübergreifend viel mehr Gleichteile zum Einsatz zu bringen. „Dadurch sinken die Einzelkosten um 20 %“, wird Pötsch von dem Blatt weiter zitiert. Künftig sollen insgesamt 3,5 Mio. Fahrzeuge im Jahr auf diesem Baukasten produziert werden. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ merkt hierzu mahnend an: „Die schönen Renditepläne der Wolfsburger gehen allerdings nur auf, wenn auch der Absatz stimmt. VW profitiert zwar von seiner vergleichsweise guten Aufstellung auf Wachstumsmärkten wie China, Süd- und Nordamerika sowie Russland. Europa ist für den Golf (und andere Modelle des Konzerns) aber nach wie vor der wichtigste Absatzmarkt. Und dort geht es insbesondere im schuldengeplagten Süden bergab.“ Den Vorwurf von Fiat-Konzernchef Sergio Marchionne, VW würde mit hohen Rabatten ein „Blutbad“ am Markt anrichten, wies Konzernchef Winterkorn indes klar zurück. „Wir geben Nachlässe, keine Frage, aber wenn die so hoch wären, wie Marchionne behauptet, hätten wir nicht so gute Ergebnisse.“

Zahlreiche Medien geben außerdem die Zuversicht des VW-Managements hinsichtlich der zu erwartenden Absatzzahlen des neuen Golfs wieder: Zwar komme die Neuauflage des Klassikers in einer „nicht ganz einfachen Zeit“, lässt sich Finanzvorstand Pötsch mit Blick auf die Wirtschaftskrise in Teilen Europas zitieren. Aber weil der Wagen aus sich heraus überzeuge, schaffe er sich seine eigene Nachfrage. Daher habe man die Absatzplanung trotz der Krise in Südeuropa nicht zurückgenommen. „Wir werden die steilste Produktionsanlaufkurve fahren, die es je bei VW gegeben hat“, sagte auch Hubert Waltl, Produktionsvorstand der Marke VW, bei der Vorstellung erster Details des Autos in Wolfsburg („Handelsblatt“). Auch die „Abendzeitung“ in München verweist auf die schwierige Großwetterlage der Markteinführung des Golf 7: „Der Golf VII startet im November in ein schwieriges Umfeld: Die wichtigen Märkte in Südeuropa sind am Boden. Und die Koreaner holen bei Qualität und Design zügig auf.“

Die von den Medien zahlreich wiedergegebenen Expertenstimmen sind überwiegend positiv, wobei jedoch auch kritische Stimmen anzumerken sind: Der Direktor des Center Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen, Ferdinand Dudenhöffer, dessen Stimme zum Thema Gewicht hat, ließ anlässlich der Markteinführung des neuen Golf wissen: „Betrachtet man die Weltautomobilmärkte, hat der Golf … an Bedeutung eingebüßt“. So stand der Golf im Jahr 2010 in der Produktion von VW nur noch an zweiter Stelle – hinter dem Modell Passat beziehungsweise Santana, der in China eines der meistverkauften Autos ist. Dudenhöffer kritisiert u.a. den fehlenden Mut zur Nachhaltigkeit und die Tatsache, dass der neue Golf weit weniger fortschrittlich erscheint, als möglich gewesen wäre: „Bei der Marktvorstellung des Golf VII bleibt es bei konventionellen Diesel und Benzinern. Der Innovationscharakter beim Golf VII hätte mit mehr Mut zu Erdgas, Hybrid oder Elektro deutlich gestärkt werden können“, urteilt Dudenhöffer. „Volkswagen wagt wenig bei seinem Erfolgsmodell“, meint auch die Wochenzeitung „Die Zeit“.

Erste Qualitäts- und Komfortchecks sowie die Gesamtwürdigungen der Medien fallen überwiegend positiv aus, wobei es dennoch einige kleinere negative Überraschungen gab:

Focus: „Es sitzt sich gut im Golf VII, das Platzangebot überzeugt. Wir nehmen außerdem die Navigationssysteme unter die Lupe – und erleben eine unangenehme Überraschung. … Das Wichtigste vorweg: Es scheppert nichts, wenn man beim neuen Golf das Lenkrad verstellt. … Das berühmte YouTube-Video mit Winterkorn im Hyundai wäre also vorerst ad acta gelegt. Der VW-Boss hatte sich auf einer Automesse darüber geärgert, wie gut die Koreaner mittlerweile ihre Cockpits verarbeiten.“ Und weiter heißt es: „Der neue Golf kann (fast) alles

Das Cockpit-Ambiente stimmt ebenfalls: Viele aufgeschäumte Kunststoffe, Teppichverkleidungen in den Türfächern und Details wie der jetzt mit Multifunktionstasten am Lenkrad statt wie bisher mit einem fummelig zu bedienenden Hebel realisierte Tempomat sind gelungen. Beeindruckend ist die Zahl der lieferbaren Assistenzsysteme … Doch wer sich mit den Multimediasystemen näher beschäftigt, kommt ins Grübeln. Für 16.975 Euro sieht man beim neuen Golf nur schwarzweiß.“ Zudem habe der Golf „kein Radio”. Stattdessen gebe es nur ein Bordcomputer-Display, “und das kommt allen Ernstes in Schwarzweiß. Zur Erklärung für die Smartphone-Generation: So hat man früher manchmal noch ferngesehen …“

„Hamburger Abendblatt: „Der neue VW Golf 7 – Auto fürs Volk und Hoffnungsträger – Der neue Golf 7 des Wolfsburger Volkswagen-Konzerns ist sparsamer, sicherer, stärker – und kostet nicht mehr als die Vorgängerversion. Für Konzernchef Winterkorn ist der Golf 7 Wegweiser ‚für die Zukunft des Industriestandorts Europa‘. Und die Konkurrenz? Die existiert laut Winterkorn nicht.“

„Financial Times Deutschland“: „Der Golf kommt mit einem geringfügig abfallenden Dach, mit einem BMW-artigen Cockpit und einem angenehm entklüfteten Gesicht daher und sieht aus – wie ein Golf. Als sei er schon mal dagewesen. Aber das ist ausdrücklich so gewollt: Ein Golf soll keine Revolution sein, sagt Designchef Walter da Silva. Das ist industrielles Kalkül und VW ist mit dieser Linie immer gut gefahren.“

„Neue Osnabrücker Zeitung“: „Golf bleibt Golf. Berlin. Ja, es ist ein Golf – ganz unverkennbar. … Und der Neue kann sich durchaus sehen lassen, das beweisen neben der in der Tat sehr ansprechenden Optik auch schon die drei wichtigsten Fakten des kompakten Zwei- und Viertürers: Erstens ist der neue Golf um bis zu 100 Kilogramm leichter als sein Vorgänger. … Zweitens wurde dank des konsequenten Leichtbaus in Verbindung mit moderner Motorentechnologie wie Zylinderabschaltung, Start-Stopp und Rekuperation der Spritverbrauch um bis zu 23 % gesenkt.“

Die Analyse der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ steht am ehesten stellvertretend für den Generaltenor in der Berichterstattung: „Auf den ersten Blick unterscheidet sich der Kompaktwagen nur wenig von seinem Vorgänger. Das ist auch Absicht, denn das zeitlose Erfolgsmodell soll immer sofort als Golf wiedererkannt werden. Technisch handelt es sich jedoch um ein vollkommen neues Fahrzeug.“

(Börsen-Zeitung, 4.9.12; Frankfurter Allgemeine Zeitung online, 5.9.12/S–; Focus online, 5.9.12/S–; Handelsblatt online, 4.9.122/S–; Hamburger Abendblatt online, 5.9.12/S–; Financial Times Deutschland online, 5.9.12/S–; Augsburger Allgemeine online, 4.9.12/S–; Abendzeitung München online, 5.9.12/S–; Neue Osnabrücker Zeitung online, 8.9.12/S– u.v.a.)

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