Fachbeiträge / PKW

Krisenstimmung am Automarkt – Kommentar von Dr. Olaf Janke

Der Automarkt in Europa steht ganz im Zeichen der Krise – und nun erwischt es auch unsere Nobelmarken. „Autokrise reißt deutsche Nobelmarken mit“, berichtet „Die Welt“ (online), „Autokrise erreicht Mercedes“ und „Autokrise erwischt Daimler und Porsche“ schreiben „Reuters“ und „Financial Times Deutschland“. Doch wie schlecht steht es tatsächlich um „unsere Besten“? Der „Automotive Manager“ hat hierzu einen aktuellen Automotive Barometer durchgeführt und mehr als 450 Print- und Online-Beiträge zum Thema ausgewertet. Das Ergebnis überrascht: 84 % der ausgewerteten Medien berichten mit negativem Tenor über die unmittelbare Zukunft der deutschen Premium-Hersteller. Die Krise habe nach den Massenherstellern nun auch die deutschen Edelmarken erwischt – selbst der weiterhin hohe Absatz in den Schwellenländern könne den Einbruch in Europa nicht kompensieren, lauten die Kernaussagen. Lediglich 4 % der Beiträge äußern sich ansatzweise positiv und sprechen von „vorübergehender“ Krise und „Absatzdellen“ auf hohem Niveau. Der mediale Perspektiv-Indikator liegt somit bei Minus 8 (Skala von + 10 für „glänzende Zukunft“ bis – 10 für „hochkritische Zukunft“)

Unser Fazit: Noch nie seit Februar 2010 war das mediale Stimmungsbild zur mittelfristigen Zukunft der deutschen Automobilbauer derart schlecht – und die quantitativen Medienindikatoren trügen selten. Es bleibt deshalb zu erwarten, dass die Premium-Branche nun rasch in die Krise fährt und sich hiervon auch nicht so schnell erholen wird. Doch Gemacht: Vor der Krise ist auch immer vor der Erholung. Die deutschen Premium-Hersteller haben in den vergangenen Jahren viel Speck angesetzt und können eine gewisse Durststrecke durchstehen. Zudem liefert die Krise hervorragende Argumente für dringend erforderliche Restrukturierungsprozesse: die Branche hat  in den fetten Jahren nicht nur Speck, sondern auch Bauchringe angesetzt. Die anstehende Krise sollte deshalb als Gelegenheit für eine Fitnesskur genutzt werden, um überflüssige Pfunde, Reformstaus und Effizienzsteigerungen konsequent umzusetzen. Dann bestehen berechtigte Hoffnungen, dass die Branche schnell wieder in die Offensive geht und an vorangegangenes Wachstum anschließt.

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