Green Tech / News

Automobilwirtschaft: Geduld bei Elektromobilität

Automobilwirtschaft fordert Geduld bei Elektromobilität – In einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ (Samstagsausgabe) hat der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, die Auto-Branche auf einen langsamen Übergang hin zum Elektroauto-Zeitalter vorbereitet. So werde die Industrie gerade am Anfang einen langen Atem brauchen. „Wir können nicht über Nacht den Markthochlauf erwarten”, sagte Wissmann. Der Auto-Lobbyist rückt damit auch von dem ursprünglichen Ziel ab, bis 2020 eine Million Elektroautos auf Deutschlands Straßen zu bringen. Entscheidend sei nicht, dass das Ziel pünktlich erreicht werde. Entscheidender sei vielmehr, „dass wir Deutschen bei der Technologieentwicklung und beim Marktanteil führend sind“. An der Elektromobilität führe jedoch kein Weg vorbei.

Zurückrudern! – Kommentar von Dr. Olaf Janke – Man kann sich nur verwundert die Augen reiben: „Wenn wir das Ziel ein oder zwei Jahre später erreichen, wäre das auch kein Beinbruch“, erklärte Wissmann in einem Interview hinsichtlich des Ziels, bis 2020 eine Million Elektroautos auf die deutschen Straßen zu bringen. Der Verdacht liegt nahe, dass es hierbei um einen geordneten Rückzug und um ein Zurückrudern in Raten handelt. Gegenwärtig sind auf Deutschlands Straßen gerade einmal 8.500 Elektroautos unterwegs. Wie soll diese Zielvorgabe bis 2022 gelingen? Nein, es geht hier vielmehr um das Aufweichen von Zielvorgaben und an das vorsichtige Gewöhnen der Öffentlichkeit an dem Scheitern dieser Zielsetzung. Wie aber soll Deutschland (wie von Wissmann gefordert) Markt- und Technologieführer in diesem Segment werden, wenn die deutsche Automobilwirtschaft a) über eine derart schwache Heimatbasis verfügt, b) ihre eigenen Ziele revidiert und c) den bereits heute auf diesem Gebiet führenden Japanern und Franzosen das Feld überlässt. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis auch dieses neue Zeitfenster wieder revidiert wird – denn bei diesem Tempo dürfte selbst 2030 als Etappenziel unrealistisch sein. Nein, dies sind die falschen Signale, die das Land bei diesem Zukunftsthema benötigt.
Andererseits kann man Wissmann seinen Realismus nicht zum Vorwurf machen. Als einer der wenigen Repräsentanten aus Politik und Automobilwirtschaft schenkt er der Öffentlichkeit reinen Wein ein und deutet Schwierigkeiten an. Doch zieht er die falschen Schlüsse, wenn er hieraus dennoch eine künftige Marktführerschaft der deutschen Hersteller ableitet – zumal die deutschen Autobauer der Konkurrenz beim Thema Elektromobilität um mehrere Jahre hinterherhinken. Es kommt nun entscheidend darauf an, die Messlatte hoch zu halten, notwendige Ziele zu erreichen und damit den deutschen Herstellern die Möglichkeit zum Aufschließen an die Weltspitze zu geben. Dass hierbei auch die seit einiger Zeit bei diesem Thema merkwürdig ruhige Politik gefordert ist, ist naheliegend. Dann das Ziel „1-Million-Elektroautos bis 2020“ war weitgehend politisch vorgegeben. Hier nun den VDA die Kohlen aus dem Feuer holen zu lassen, ist unfair.

Tags:

eine Nachricht hinterlassen