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Studie warnt vor Stellenabbau bei Autozulieferern

Eine Studie der Unternehmensberatung Roland Berger, über die am Sonntag der Radiosender MDR Info vorab berichtete, sieht einen beträchtlichen Stellenabbau auf die europäischen Automobilzulieferer zurollen: Von massenhaften Stellenstreichungen ist dabei die Rede. Studienautor Marcus Berret habe dem Sender gesagt: „Das wird aus meiner Sicht in den nächsten vier bis fünf Jahren durchaus eine Größenordnung von bis zu 75.000 Arbeitsplätze in Westeuropa sein – Betonung auf Westeuropa, weil sie in Osteuropa natürlich einen Aufbau haben.” Berret zufolge sei Deutschland besonders von der Entwicklung betroffen, weil hier besonders viele Zulieferer sitzen. Die Betriebe verlagerten ihre Produktion aber zunehmend nach Osteuropa oder Asien. Roland Berger rechnet demnach mit weiter deutlich rückläufige Fahrzeugproduktion in Westeuropa. Seien 2007 in der Region noch 16 Mio. Fahrzeuge produziert worden, prognostiziert die Unternehmensberatung für 2016 nur noch 13 Mio. Einheiten. (dpa, 25.3.2013)

Zenit überschritten? – Kommentar von Dr. Olaf Janke: Nun erreicht die Krise doch noch die deutsche Zulieferindustrie. Jahrelang standen deutsche Zulieferer wie Felsen in der Brandung und trotzten – dank ihrer internationalen Aufstellung und ihrer innovativen Produkte – allen Stürmen an den internationalen Automobilmärkten. Und gerade während des Aufschwungs seit 2010 haben hiesige Hersteller Kapazitäten aufgebaut und ihre Position als DIE Werkbank im globalen Zuliefergeschäft gestärkt. Damit ist nun vorerst Schluss – nun werden auch in Deutschland Kapazitäten heruntergefahren und auf ein kleineres Maß zurückgestutzt.
Katzenjammer ist hier jedoch fehl am Platz! Denn die meisten deutschen Zulieferer sind weiterhin kerngesund, fahren ordentliche Gewinne ein und befinden sich – wenn auch auf abgeschwächtem – Wachstumskurs. Im Übrigen sind Kapazitätsanpassungen und Umstrukturierungen normale Vorgänge, um proaktiv auf eine weitere Verschärfung der Krise zu reagieren und frühzeitig den Grundstein für künftige Unternehmenserfolge zu setzen. Mit diesen Maßnahmen legen die Zulieferer bereits in Krisenzeiten den Grundstein für künftige Gewinnpotenziale und werden, sollte sich der Automobilzyklus wieder erholen, umso profitabler arbeiten. Was jetzt bitter für die Belegschaften ist, wird die verbleibenden Arbeitsplätze in Zukunft sicherer machen – zumal der Arbeitsplatzabbau (so hört man in der Branche) überwiegend sozialverträglich stattfinden wird und kein Kahlschlag geplant ist. Dennoch: Die Krise hat die deutschen Zulieferer erreicht, die Luft wird rauer und der Verteilungskampf hat begonnen. Es wird nun entscheidend darauf ankommen, den Restrukturierungsbedarf sowie die künftigen Ressourcen mit Weitsicht zu planen, um bei einem – zu erwartenden – Kickstart des Marktes wieder vorne mit dabei zu sein. Ein Personallabbau um seiner selbst willen wäre mit Sicherheit die falsche Antwort auf diese Herausforderung.

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