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Chinesischer Autohersteller mit Bestnote bei Crashtest

Bislang schnitten chinesische Hersteller bei Crashtests schlecht ab. Nun hat der Qoros 3 Sedan beim EuroNCAP-Crashtest die Maximalpunktzahl erreicht. Ein Prestigeerfolg. Dies sei ein bedeutender Fortschritt im Vergleich zu früheren Test von Autos aus chinesischer Produktion, heißt es. Noch 2005 war ein Geländewagen des Autobauers Jiangling spektakulär am Sicherheitstest gescheitert, ein Fahrer hätte bei einem Frontalzusammenstoß keinerlei Überlebenschance. Auch der Brilliance BS4 erhielt 2009 null Sterne. Der Van Landwind CV9 musste sich 2010 mit zwei Sternen begnügen. Nun bricht ein Pkw-Hersteller aus China mit der Negativtradition: Der Qoros 3 Sedan hat als erstes Auto aus chinesischer Entwicklung die Fünfsterne-Wertung beim EuroNCAP Crashtest erhalten. (Zeit online, 26.9.13/S–)

Fernöstliche Kampfansage an VW und Co. – Kommentar von Dr. Olaf Janke – Dies ist ein Prestigeerfolg – und eine Kampfansage an die Europäer. Ausgerechnet ein Vertreter der einstmals wegen ihrer desaströsen Sicherheitstechnik verlachten chinesischen Autohersteller hat Bestnoten bei einem zertifizierten Crashtest eingefahren. Tatsächlich überzeugte die etwas bieder daherkommende Limousine in allen vier Testbereichen Insassen- und Kindersicherheit, Fußgängerschutz und Assistenzsysteme. Dass Qoros in einer ersten Reaktion von einem „bahnbrechenden“ Ergebnis sprach ist durchaus nicht übertrieben: Immerhin hat das Unternehmen seit Jahren auf diesen Erfolg hingearbeitet. Während sich die in der Vergangenheit an den europäischen Crashtests grandios gescheiterten Hersteller Brillance und Jiangling infolgedessen nicht wie geplant am deutschen Markt festsetzen konnten, sieht es für Qoros nun besser aus. Tatsächlich hat Qoros gute Chancen auf dem europäischen Markt, galt doch die schlechte Sicherheit bislang als Hauptmakel der Chinesen. Es erscheint durchaus möglich, dass die Marke 2015 mit niedrigen Preisen, umfangreicher Ausstattung und moderner Technik in Europa startet und dabei zunächst die Modelle asiatischer Wettbewerber (Kia, Hyundai) aufs Korn nimmt. Letztlich ist der Erfolg der Chinesen das Ergebnis einer konsequenten Anpassung an den verwöhnten Gaumen europäischer und vor allem deutscher Autokunden. So kommen die Qoros-Führungskräfte von europäischen Autobauern. Chef-Designer Gert-Volker Hildebrand etwa war früher Mini-Designer bei BMW und der stellvertretende Vorstandschef Volker Steinwascher entstammt der Kaderschmiede von VW. Unser Prognose: Die unscheinbar daherkommende Meldung vom Durchbruch der Chinesen bei der Sicherheitstechnik ist in Wahrheit ein Paukenschlag. Jetzt ist der Weg für die chinesischen Hersteller nach Europa endgültig frei. Für abschätziges Kopfschütteln und westlicher Arroganz ist an dieser Stelle kein Platz mehr. Nach unseren Prognosen könnten die chinesischen Herstellen bereits in wenigen Jahren die europäischen Märkte mit billigen, designstarken und soliden Autos fluten. Vor allem Massenhersteller wie VW werden sich künftig warm anziehen müssen, während Premium-Hersteller wie Daimler und BMW wegen der gemeinhin langwierigen Etablierung von Luxusmarken noch einige Jahre Galgenfrist haben dürften. Dennoch: Im Reich der Mitte tut sich gewaltig etwas. Hiesige Hersteller sollten ihre Rechnung künftig nicht mehr ohne die Chinesen machen. Erst kürzlich hatte VDA-Chef Matthias Wissmann gesagt, es sei ein großer Fehler, die Chinesen zu unterschätzen. „Noch konzentrieren sich die chinesischen Marken auf ihren stark wachsenden Heimatmarkt. Doch wir rechnen damit, dass sie in einigen Jahren auch den Export hochfahren werden, nicht nur in Schwellenländer“. Recht hat der Mann.

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