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ZF erwägt Verkauf seiner Kunststoff-Sparte

Medienberichten zufolge prüft der Autozulieferer ZF den Verkauf seines Geschäftsfelds Gummi-Kunststoff an einen chinesischen Investor. Ein Unternehmenssprecher bestätigte am Donnerstag entsprechende Angaben der IG Metall. Vorstandschef Stefan Sommer habe bei einer Betriebsversammlung im Werk Damme in Niedersachsen die Belegschaft über einen möglichen Verkauf informiert. Davon seien auch Standorte in Bonn und in der Hunsrück-Stadt Simmern mit insgesamt 1.700 Mitarbeitern betroffen. Auch dort habe es schon Betriebsversammlungen gegeben. Die Gespräche seien in einer sehr frühen Phase, sagte der Unternehmenssprecher. „Es ist noch nichts entschieden.“ Laut „Handelsblatt“ erwäge ZF einen Verkauf deshalb, weil sich die Wettbewerbssituation nach den Zusammenschlüssen von Unternehmen verschärft habe. Die Konkurrenten hätten Kostenvorteile und flexiblere Strukturen, hieß es in dem Beitrag weiter. (Handelsblatt online, 26.8.13/S–)

Fokussierung ist das Zauberwort – Kommentar von Dr. Olaf Janke – Der Autozulieferer ZF macht (sollten sich seine Überlegungen zum Abstoßen des Geschäftsfeldes Gummi-Kunststoffe tatsächlich bewahrheiten) nur das, was jedes kluge Kaufmann anstrebt: nämlich sich auf seine gewinnstarken Geschäftsfelder zu konzentrieren und sich vom margenschwachen Geschäft zu trennen. Dass sich die Wettbewerbssituation verschärft hat und die Konkurrenten Kostenvorteile und flexiblere Strukturen haben, muss zur Kenntnis genommen werden. Die Tatsache, dass es sich bei dem möglichen Partner um einen asiatischen Konzern handelt, der unter anderem zu den größten Lokomotiv-Herstellern der Welt gehört und eine Gummi-Kunststoff-Sparte für den Bereich Bahn hat (aber noch nicht für Pkw‘s) erhöht den Charme einer solchen Lösung weiter – auch für die Belegschaft. Hier könnte ein Unternehmen zum Zuge kommen, das tatsächlich an einer Ergänzung seiner eigenen Produktpalette interessiert ist und nicht nur am schnellen Profit. Denn mit dem möglichen Kauf der ZF-Sparte möchte das chinesische Unternehmen sein Portfolio ergänzen, weil er Gummi-Kunststoff für den Pkw-Bereich so schnell kaum selber aufbauen kann. Dass der Interessen (eine Tochtergesellschaft der China South Locomotive & Rolling Stock Corporation) sich international im Automobil-Zulieferbereich stärker aufstellen möchte – dies zudem vor dem Hintergrund, dass die Musik in der weltweiten Autobranche derzeit vor allem in China spielt – könnten dem Unternehmensteil weitere Perspektiven ermöglichen. Denn klar ist: Die technische Stärke der ZF-Tochter ist eindeutig gegeben, was ihr eine starke Stellung innerhalb des chinesischen Konzerns verleihen könnte. Sicherlich ist auch der Gegenposition aus Gewerkschaftskreisen etwas abzugewinnen, die „das Ganze sehr skeptisch“ beobachten. Denn wenn die Zukunftsaussichten für den Bereich unter einem Investor gut seien, müssten sie das nach Ansicht der Beschäftigten auch unter dem Dach der ZF sein, heißt es zu Recht bei der IG Metall.
Unser Fazit lautet: Die Integration der Sparte unter einen starken Neueigentümer – sollte sie den kommen – hat Charme und könnte dem Unternehmensteil neue Chancen eröffnen. Dass ZF die Chinesen lediglich als Entsorgungsrampe für den Unternehmensteil nutzen möchte, ist angesichts der beschriebenen strategischen Konstellationen eher unwahrscheinlich.

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