Der für den deutschen Markt zuständige Manager des US-Elektroautoherstellers Tesla, Jochen Rudat, sieht für sein Unternehmen gute Chancen in Europa. Der Grund ist aus seiner Sicht eine falsche Strategie der großen Autobauer. Die großen Hersteller setzen in puncto E-Mobilität hauptsächlich auf die Kurzstreckennutzung und die Entwicklung von Plug-in Hybriden. Um mit dem E-Auto erfolgreich zu sein, brauche es ein Auto, das „keinen Kompromiss“ darstelle, so Rudat im Interview mit der Zeitschrift „Automobil Produktion“. Rudat zeigt sich zudem zuversichtlich, dass sich der Erfolg aus den USA auch auf Europa übertragen lasse. (der Aktionär online, 25.7.13/S–)

Warnsignale – Kommentar von Dr. Olaf Janke – Wenn ein führender Manager des wohl einzigen erfolgreichen, reinrassigen Herstellers von Elektroautos die E-Strategie deutscher Autokonzerne kritisiert, so ist hier unbedingt Aufmerksamkeit geboten. In der Tat hat Rudat recht, wenn er den Anspruch des Kunden auf ein Auto „ohne Kompromisse“ unterstreicht. Sperrige Batterien, schlechtes Design und kurze Reichweiten sind keinesfalls das, was vor allem die anspruchsvollen Kunden in Deutschland wünschen. Und in der Tat: BMW und Co. müssen die Warnung Rudats ernst nehmen und noch viel stärker und ganz nah an der Interessenslage ihrer Kundschaft produzieren. Dennoch ist eine „ruhige Hand“ angesagt: 1. Der europäische Markt ist traditionell ganz anders gestrickt wie der US-Markt. Erfolgsrezepte in den USA ließen sich in der Vergangenheit kaum auf den hiesigen Markt übertragen. Es gibt deshalb keine Veranlassung, das Ruder radikal herumzureißen. 2. Jede technologische Entwicklung benötigt ihre Zeit. Es wird zu keinem Zeitpunkt der automobilen Entwicklung ein final perfektes Produkt geben. Alles ist und bleibt im Fluss. Unsere Empfehlung an BMW und Co. lautet deshalb: Nicht irre machen lassen, aber dennoch entstehende Risikopotenziale und Fehlentwicklungen proaktiv prüfen.