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Konsolidierungszug im Zuliefergeschäft beschleunigt sich

Medienberichten zufolge verkauft der als Zulieferer der Automobilindustrie tätige Autoneum-Konzern seine italienische Tochtergesellschaft. Wie viel das einst vom Rieter-Konzern abgespaltene Unternehmen für die vier Fabriken in Italien löst, wurde am Dienstag nicht mitgeteilt. Käuferin des Tochterunternehmens mit rund 730 Mitarbeitern ist die deutsche Industrieholding Mutares. Diese hat sich gemäß Angaben im Communiqué auf den Erwerb und die Sanierung von mittelständischen Unternehmen in einer Umbruchsituation spezialisiert. Die bisherige Autoneum Italy wird weiterhin als Lizenznehmerin von Autoneum tätig sein und die bisherigen Kunden beliefern. (Neue Zürcher Zeitung online, 22.7.13/S–)

Zuliefergeschäft im starken Wandel – Kommentar von Tobias Dieterich – Absatzeinbrüche und Konjunkturkreise in der Eurozone zwingen die europäischen Automobilzulieferer derzeit zu einem scharfen Konsolidierungskurs. In der Tat ist die Branche stark überdimensioniert – viele mittlere, kleine und kleinste Zulieferer buhlen um den tendenziell kleiner werdenden Kuchen. Vor diesem Hintergrund ist das Abstoßen der Italien-Tochter durch den Zulieferer Autoneum sicherlich eine folgerichtige Entscheidung. Es bleiben allerdings Fragen offen: Kann ein Verkauf der Sparte an eine deutsche Industrieholding tatsächlich einen Beitrag zur dringend notwendigen Konsolidierung des Zuliefergeschäfts leisten? Eher wohl nein. Denn dies ist „rechte Tasche, linke Tasche“. Während an einer Stelle konsolidiert wird, werden an anderer Stelle kurzerhand neue Kapazitäten aufgebaut. In der Tat ist das europäische (und auch das deutsche) Zuliefergeschäft eine „Black Box“. Während die Zahl der europäischen Automobilhersteller in den vergangenen 100 Jahren auf nur noch eine Handvoll ernstzunehmender Player zurückgegangen ist, kreuchen und fleuchen im Zuliefergeschäft Tausende von Unternehmen. Warum in aller Welt kommt hier die Konsolidierung einfach nicht in Gang, ist man geneigt zu fragen. Doch ist es nicht gerade auch die Vielfalt an Unternehmen, die den starken Innovationsmotor im Zuliefergeschäft antreibt und letztlich die ganze Automobilbranche mit sich zieht. Die Wahrheit liegt vermutlich in der Mitte: Die Konsolidierung der Branche ist mit Blick auf die massiven Überkapazitäten und die Krise in den europäischen Kernmärkten erforderlicher denn je – aber mit Augenmaß. Konsolidierung um jeden Preis kann nicht das Ziel sein, genauso wenig wie der sakrale Erhalt einer Branche in ihren zementierten Strukturen.

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