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Daimlers Kältemittelstreit eskaliert

Frankreich bekommt im Streit um das Auto-Kältemittel R134a bekommt weitere Unterstützung. Vertreter der EU-Staaten hätten anerkannt, dass das Zurückziehen von Autos angebracht sein könne, teilte die EU-Kommission am Mittwochabend in Brüssel mit. Nun könnte Daimler auch in anderen EU-Ländern ein Zulassungsstopp für die betroffenen Wagen drohen. Der Stuttgarter Autobauer beharrt trotz des Gegenwinds der EU auf seiner Position. Rückendeckung bekommt der Autobauer von der Umweltschutzorganisation Greenpeace. (Manager Magazin online, 19.7.2013/S–)

Vorsicht Daimler – Kommentar von Dr. Olaf Janke – Der als lapidarer Streit um die ökologische Unbedenklichkeit eines Kältemittels begonnene Konflikt zwischen Daimler auf der einen Seite und Frankreich und die EU auf der anderen Seite könnte nun eskalieren. Französische Behörden betrachten die Verwendung des alten Kühlmittels als Verstoß gegen das EU-Recht und weigern sich, die betroffenen Mercedes-Modelle der Reihen A, B, CLA und SL zuzulassen. Die am Markt kursierenden Gerüchte, dass der florierende Export deutscher Luxuslimousinen nach Frankreich den zentralistischen Wirtschaftslenkern in Paris schon lange ein Dorn im Auge ist und der Kältemittelstreit ein willkommener Vorwand sein könnte, Daimler und Co. ein paar Steine in den Weg zu schmeißen, soll an dieser Stelle nicht kommentiert werden. Der Verfasser dieses Kommentars ist ausdrücklich kein Anhänger von Verschwörungstheorien. Tatsache ist jedoch, dass hieraus für Daimler ein massives Risiko erwachsen kann. Auf ein Jahr hochgerechnet könnte das Embargo bis zu 30.000 Mercedes-Fahrzeuge betreffen. Dass die Geschichte am Ende für Daimler wirtschaftlich schwer wiegen könnte, unterstreicht auch die Tatsache, dass EU-Industriekommissar Antonio Tajani Frankreich bei dem Vorgehen Rückendeckung gegeben hat. Ihm zufolge dürfen die Autos nach vorläufigen Untersuchungen der Kommission in der EU „weder vermarktet noch zugelassen werden“. „Der anhaltende Streit um den Einsatz eines neuen Kältemittels für Klimaanlagen in Neufahrzeugen kommt Daimler teuer“, meint hierzu heute auch die „Börsen-Zeitung“. Dass in den Medien bereits von einem „Daimler-Boykott“ (Die Welt) und von einer „Front gegen Daimler“ (SWR Nachrichten) die Rede ist, macht die Situation noch schwieriger. Daimler wäre gut beraten, die Krise schnell deeskalieren zu lassen, bevor hier eine Eigendynamik eintritt. Frankreich ist nicht gerade für zimperliches Verhalten gegenüber ausländischen Konzernen bekannt und die EU hat (durchaus auch nachvollziehbare) Gründe, an ihrer Haltung festzuhalten. Eine weitere Eskalation des Streits sollte deshalb vermieden werden. Die Stuttgarter können hier vermutlich nur verlieren. Selbst wenn sie Recht hätten oder tatsächlich haben. Längst ist der Streit zu einem Politikum geworden, der mit rationellen Mitteln kaum noch zu lösen ist. Und auch hier gilt: Recht haben und Recht bekommen sind zwei unterschiedliche paar Schuhe. Deshalb unser Votum: Einigungskurs – und zwar schnell, bevor das Thema zum Selbstläufer wird.

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