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Zweifel an „Quantensprüngen“ bei Elektromobilität

Vor überzogenen Hoffnungen in Bezug auf den Fortschritt bei der Elektromobilität warnt die „Neue Zürcher Zeitung“ in einem ausführlichen Analysebeitrag. Hersteller aus diesem Bereich – z.B. Tesla – argumentierten, dass „Quantensprünge“ beim kritischen Punkt der Herstellung von Batterien zu erwarten seien. „Gälten sie bisher als sehr teuer, begrenzten mit ihrem Gewicht und der limitierten Speicherkapazität die Reichweite der Fahrzeuge und hätten eine begrenzte Lebensdauer, so werde sich das ändern. Die Energiespeicher würden kleiner, leichter, leistungsfähiger, sicherer und günstiger werden, erklären sie“, notiert die Zeitung zu den Argumenten der Marktakteure. Klaus Beccu, ehemaliger Direktor der Power Sources Division von Battelle und wissenschaftlicher Berater von BASF, zweifele jedoch an diesen Aussagen. „Quantensprünge“ würden immer dann gefordert, wenn das Prinzip „Linearer Fortschritt“ nicht mehr anwendbar zu sein scheine, so der Experte. Für den Fall der Energiedichte in Speicherbatterien müsste es entsprechende wissenschaftliche Ansätze geben, die jedoch nie vorgelegt worden seien. Zudem werde das Kernproblem, nämlich die Kapazitätsverluste fast aller elektrochemischen Speichersysteme über die Zeit, negiert. Es wäre schon ein Fortschritt, wenn sich dieses Problem lösen lassen würde, nachdem bisher selbst enorme Investitionen nur unzureichende Ergebnisse gebracht hätten, so der BASF-Berater. (Neue Zürcher Zeitung online, 1.7.2013/S–)

Wahre Worte – Kommentar von Tobias Dieterich – Endlich bringt einer die Wahrheit auf den Punkt. Wie so oft neigt der Mensch dazu, nötige aber vorerst unwahrscheinliche technische Fortschritte durch die Schimäre eines schieren Glaubens an „Quantensprünge“, „technische Revolutionen“ und „Durchbrüche“ schönzureden. Tatsache ist: Ein linearer Fortschritt bei den Speichermodulen rückt in immer weitere Ferne, der große Durchbruch zu billigen, massetauglichen und kompakten Batterien lässt weiter auf sich warten. Noch immer haben die Speichermodule enorme Ausmaße, die E-Mobile grobschlächtig und unästhetisch aussehen lassen. Die „Neue Zürcher Zeitung“ geht noch einen Schritt weiter beim Aufdecken eines fehlenden Realitätsbezugs bei der Etablierung der E-Mobilität. So sei es der Branche gelungen, Politik und Finanzmärkte mit ihren Phantasien zu infizieren: „Die Faszination für die Fahrzeuge leitet sich aus den idealistischen Motiven ab, die Umwelt durch einen geringeren Verbrauch fossiler Energieträger zu schonen und gleichzeitig auf individueller Basis mobil zu bleiben. Viele träumen davon … „ Längst haben solche Schwärmereien auch die Finanzmärkte infiziert. Die Warnungen des Autors der „Neuen Zürcher Zeitung“ vor einem möglicherweise groß angelegten Selbstbetrug sollten durchaus ernst genommen werden. Die Idee der Elektromobilität muss deshalb mehr denn je auf die drei großen „R“ abgeklopft werden: Rationalität, Realismus, Realisierbarkeit. Sonst droht der Dädalus-Effekt: Der Griechen-Hero wollte die Sonne erobern und verbrannte.

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