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Wegen hoher Nachfrage keine Werksferien bei Daimler

Daimler: Wegen hoher Nachfrage keine Werksferien – Aufgrund der hohen Nachfrage verzichtet der Autohersteller Daimler auch in diesem Jahr auf Werksferien im Sommer. Damit trotzdem viele Arbeiter gleichzeitig in Urlaub fahren können, werden tausende Schüler und Studenten an den Bändern stehen. „Vorübergehend werden wir rund 4500 Ferienbeschäftigte in den deutschen Pkw-Werken einstellen“, sagte ein Daimler-Sprecher der „Automobilwoche“. Die Ferienjobber werden zwischen Juli und September in Sindelfingen, Rastatt und im Aggregatewerk Untertürkheim zum Einsatz kommen. (Focus, 24.6.13)

Falscher Film? – Kommentar von Daniel Geers – Zugegeben. Man wähnt sich im falschen Film. Da bauen die Automobilhersteller landauf und landab in Europa Kapazitäten ab, werden Werke geschlossen und abertausende Mitarbeiter in die Arbeitslosigkeit geschickt, und die deutschen Herstellen, allen voran die Premiumanbieter Daimler, BMW und Audi, jagen Sonderschichten. Dabei ist Daimler mit seiner Ankündigung, die Werksferien ausfallen zu lassen und zusätzlich ein Heer von Studenten an die Fleißbänder zu stellen, keineswegs ein Einzelfall: Auch BMW wird einem Sprecher zufolge keine grundsätzliche Sommerpause einlegen, stellt dafür aber keine Ferienarbeiter ein. Keine Frage: Die deutschen Premiummarken haben sich von der automobilen Wirklichkeit in Europa abgekoppelt. Medienauswertungen des „Automotive-Managers“ haben ergeben, dass die Begriffskombination der drei deutschen Edelmarken mit Arbeitsplatzabbau (in allen denkbaren Formulierungsversionen) in den deutschsprachigen Medien kaum eine Rolle spielt, während sie in den romanischen Gazetten – allen voran in Frankreich und Italien – teilweise die Schlagzeilen prägen. Während sich die Hersteller hierzulande mit Luxusprobleme wie der Integration einer munteren Studententruppe an den Fließbändern die Köpfe zerbrechen, stehen im Süden Europas zehntausende von Arbeitsplätzen auf dem Spiel. Felix Germania? Ja und Nein! Ja, weil die Lage der hiesigen Premiumhersteller tatsächlich gut ist und es auch auf absehbare Zeit bleiben wird. „Nein“ deshalb, weil nach jedem „Auf“ zwangsläufig ein „Ab“ kommen muss. Es stellt sich allenfalls die Frage, wie lange Daimler und Co. diese Aufwärtsbewegung noch verlängern können – dass aber auch dieser Zyklus irgendwann zu Ende geht, sollte dem jeweiligen Top-Management klar sein. Daimler jedenfalls – dies muss an dieser Stelle erwähnt werden – zehrt derzeit mehr vom globalen Boom als von seiner alles andere als perfekten Markt- und Produktaufstellung. Fazit: Die deutschen Hersteller müssen weiterhin Tag für Tag hart daran arbeiten, ihre gute Performance zu halten. Dies ist in den Unternehmen keineswegs einfach durchzusetzen, da das süße Gift des Erfolges den Reformeifer erlahmen lässt. Gleichzeitig aber unterziehen sich die europäischen Wettbewerber einer harten Rosskur und könnten schon bald mit aller Macht zurückkehren. Generalfazit: Reformkräfte stets dann entfesseln, wenn es am schönsten ist. Andernfalls ist eine harte Landung nur eine Frage der Zeit.

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