Zum neunten Mal in Folge hat das Center of Automotive der Fachhochschule Bergisch-Gladbach im Branchenvergleich „Automotive Performance“ die Leistungskraft der 16 globalen Autohersteller in den Bereichen Finanzen, Markt und Innovationskraft geprüft. Als Basis werden die Daten des abgelaufenen Geschäftsjahres sowie des ersten Quartals genommen. Ergebnis: Europas größter Autobauer Volkswagen ist der „leistungsstärkste globale Automobilhersteller“. Branchenriese Toyota kommt jedoch schnell näher und könnte die Wolfsburger bald vom Thron stoßen. (Finanztreff, 17.6.13/Seite –)
Warnsignale – Kommentar von Dr. Olaf Janke – Bereits mehrfach wurde an dieser Stelle gewarnt, dass es verfrüht ist, die einstmals so erfolgreichen japanischen Autohersteller abzuschreiben. Mit welchem Stolz hat sich die hiesige Branche, allen voran der zugegebenermaßen äußerst erfolgreiche VW-Konzern, in den vergangenen zwei Jahren als künftiger Herrscher im globalen automobilen Universum huldigen lassen. Nun meldet sich Angstgegner Toyota fulminant zurück – und fährt der deutschen Konkurrenz unerwartet auf und davon. Keine Spur mehr von Tsunami-Schäden, Absatzeinbrüche, Rückrufwellen und Flutwellen, die Toyota bis vor kurzem noch beeinträchtigt hatten. Dabei scheint sich – gefährlich aus Sicht von VW – eine scherenförmige Entwicklung aufzutun: Während die Umsatzzahlen der deutschen Hersteller zuletzt stark zurückgegangen sind, explodiert der Umsatz der japanischen Hersteller regelrecht – u.a. eine Folge von Währungsvorteilen. Die Wolfsburger werden scharf gegensteuern müssen, wollen sie ihr Ziel erreichen, bis 2018 „bis zum Jahr 2018 zum erfolgreichsten und faszinierendsten Automobilunternehmen der Welt“ aufzusteigen. Vor allem die Dauerkrise am europäischen Heimatmarkt lastet auch auf die erfolgsverwöhnten Wolfsburger. Tatsächlich birgt die Lage Risiken. Vor allem die Versuchung, der VW erliegen könnte, Wachstum und Umsatz um jeden Preis zu generieren, und damit Profitabilität einzubüßen, ist eine reale Gefahr. Tatsache ist aber auch, Volkswagen muss das hohe Tempo halten, will man Toyota bei allen wichtigen Kennzahlen als Top 1 des globalen Automobilmarkts ablösen. Hier dürfte das Festhalten an der konsequenten Investitionspolitik in Zukunftsmärkte, mit denen man die Wachstumsschwäche am Heimatmarkt kompensieren und zugleich Toyota Weltmarktanteile abjagen kann, die wohl erfolgversprechendste Strategie sein. Aus Sicht des Autors dieses Kommentars entscheidet sich Gewinn oder Niederlage für VW an folgendem Schlüsselpunkt: dem Gelingen des Spagats zwischen hohem Wachstumskurs und gleichzeitigem Erhalt der vorbildlichen Profitabilität. Für den VW-Konzern und seinem Chef Martin Winterkorn könnte der Angriff auf die Weltspitze somit zur Zerreißprobe werden.