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Corsa wird in Weißrussland montiert

Opel lässt den Corsa aus Zollgründen ab 2014 auch in Weißrussland vom Band laufen. Die Autos sollen auf den Anlagen einer britisch-weißrussischen Firma in Minsk montiert und von dort auch nach Russland und Kasachstan geliefert werden, wie Opel am Donnerstag ankündigte. Die drei Länder sind in einer Zollunion zusammengeschlossen.

Komplexe Welt – Kommentar von Daniel Geers – Mitnichten reicht es heute aus, einen Produktionsstandort rein unter logistischen Gesichtspunkten (Infrastruktur, Qualifikation der Bevölkerung) oder ausschließlich unter Renditegesichtspunkten auszuwählen. Bei der Entscheidung für Produktionsstätten sitzen mittlerweile Anwälte, internationale Kanzleien und nun auch Steuerexperten mit in den Entscheidungsgremien. Die Entscheidung Opels u.a. aus zoll-relevanten Gründen in Weißrussland zu produzieren, ist hierfür ein treffliches Beispiel. Denn mit der Fertigung vor Ort spart die GM-Tochter hohe Importzölle. Die automobile Welt ist kompliziert geworden, einfache Entscheidungen und plausible Investitionsargumente geraten hier immer mehr in den Hintergrund. Wurden früher Investitionsentscheidungen für die großen automobilen Standorte wie Rüsselsheim (Opel) oder Stuttgart (Daimler) auf viele Jahrzehnte getroffen, so ist die automobile Welt seit Jahren immer kurzlebiger geworden. Überall wird investiert, aufgebaut, um im nächsten Moment wieder zu schließen und mit der Karawane in günstigere Gefilde weiterzuziehen. Gewachsene Identifikation der Belegschaften mit dem Unternehmen und seinen Produkten kann hieraus sicherlich nicht erwachsen. Dass eine z.B. durch zolltechnische Erwägungen geförderte Entscheidung keine Basis für den langfristigen Aufbau einer Produktion sein kann, ist naheliegend. Heute Weißrussland, morgen vielleicht die Mongolei oder Turkmenistan. Die Branche ist zu einer Wanderheuschrecke geworden.
Doch zurück zu den Niederungen der Opel-Entscheidung für Weißrussland. Jenseits der zuvor genannten kritischen Einwände macht die Entscheidung zugunsten Weißrusslands durchaus Sinn. Opel produziert nahe am Konsumenten und generiert weiteres Wachstumspotenzial, das die Rüsselsheimer auch bitter nötig haben. Mit der Belieferung der drei Länder von Minsk aus will Opel zudem erreichen, dass die Werke in Saragossa und Eisenach künftig besser ausgelastet werden. Dabei wettet Opel auf steigende Verkaufszahlen in Russland. Also alles gut? Nein. Wir wünschen uns wieder standorttreue Hersteller, die auf Nachhaltigkeit, gewachsene regionale Strukturen und Verlässlichkeit setzen. Doch diese Zeiten sind wohl vorbei.

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