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Opel im Aufwind

In einem Interview mit dem „Darmstädter Echo“ sieht der Gesamtbetriebsratschef von Opel, Wolfgang Schäfer-Klug, die GM-Tochter auf einem guten Weg. „Gegenüber einem Jahr zuvor hat sich die Situation dramatisch verbessert, was aber nicht heißt, dass Opel durch ist“, sagte er. Nicht zuletzt durch das neue Führungspersonal sei der Autohersteller deutlich stabilisiert worden. Das sehe man an den gestiegenen Verkaufszahlen und den geringeren Verlusten im ersten Quartal. Auch das Verhältnis zum US-Mutterkonzern General Motors (GM) sei konstruktiver geworden. Schäfer-Klug sagte, dass Opel mehr Marktanteile brauche. Langfristig sei ein Automobilhersteller mit sechs Prozent Marktanteil in Europa nicht zukunftsfähig. „Innerhalb von zehn Jahren soll Opel zurückgeführt werden zu alter Stärke.“ Opel müsse zurück zu acht bis zehn Prozent Marktanteil in Europa und seine Verkäufe in anderen Regionen deutlich steigern. (Darmstädter Echo online, 13.5.13)

Naiv? – Kommentar von Dr. Olaf Janke: Die Einschätzung von Schäfer-Klug, Opel befinde sich deutlich im Aufwind, ist nachvollziehbar – immerhin steht der Mann treu hinter Marke und Produkt –, aber dennoch ist seine Meinung allenfalls in Ansätzen richtig. Sicherlich hat Opel seine Verluste im ersten Quartal etwas reduzieren können, und sicher ist auch, dass das neue Management um die Person von Kai-Thomas Neumann einen guten Start hingelegt hat. Dennoch: Die Krise des Traditionsunternehmens ist zu schwerwiegend, als dass ein Turnaround innerhalb weniger Quartale vollzogen werden kann. Selbst eine Bodenbildung im Rahmen der jahrelangen Talfahrt der GM-Tochter wäre schon als ein Erfolg zu werten. Zu klären bleibt vor allem die Frage nach dem künftigen Stellenwert Opels innerhalb der GM-Welt. Ein vollkommender Turnaround ist nicht nur von den ohnehin riskanten Rahmenbedingungen wie Konjunktur (schwach), Wettbewerb (Überkapazitäten), Modellpalette und Käuferverhalten abhängig, sondern vor allem von einer unbedingten Unterstützung der Tochter durch die Mutter. Und daran hat es in der Vergangenheit immer wieder gehakt. Ein anonymer Leser auf der Seite des „Handelsblatts“ bringt es recht trefflich auf den Punkt: „Wie naiv ist Herr Schäfer-Klug eigentlich? GM braucht Opel nur darum noch, um den Markt in Europa zu sichern. Schritt für Schritt wird Opel in Europa durch Chevys ersetzt. Das zeigt der Besuch bei jedem ‘Opel-Händler’.“ Immerhin will GM der kranken Tochter 4 Milliarden zur Seite stellen – ein gutes und wichtiges Signal. Bleibt zu hoffen, dass nun Ruhe einkehrt und der Tochter nun einige Jahre für einen Neuanfang gegeben werden. Doch wer den Familienzwist zwischen GM und Opel in den vergangenen Jahren beobachtet hat, dürfte hier Zweifel anmelden.

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