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Auto-Zulieferer wollen sich mit Zukäufen aus Krise retten

Wegen der Auto-Krise in Europa suchen immer mehr deutsche Zulieferer nach einem neuen Standbein. Der Chef des Autozulieferers ElringKlinger, Stefan Wolf, etwa peilt weitere Akquisitionen an. Im CFO-Interview der Börsen-Zeitung sagte Wolf, er wolle das Produktportfolio zur Absicherung des Unternehmens verbreitern. Er sehe Möglichkeiten insbesondere in der Abgasnachbehandlung und der Abschirmtechnik sowie bei Kunststoffmodulen. In sieben bis acht Jahren solle der Umsatz von heute 1,1 Mrd. Euro auf mehr als 2 Mrd. Euro wachsen. „Bei einer Eigenkapitalquote von 51 % haben wir jedoch etwas auf der hohen Kante.” Auch eine Finanzierung von Übernahmen nur mit Bankkrediten sei möglich. Ausführlich beleuchten „Börsen-Zeitung“ und „Euro am Sonntag“ den Trend. (Börsen-Zeitung online, 30.4.2013/S–; Euro am Sonntag)

Lieferanten in Nöten – Kommentar von Tobias Dieterich – Der Versuch von ElringKlinger, sich durch Akquisitionen und Zukäufen im Ausland, breiter aufzustellen und sich damit der Krise in Europa zu entziehen, macht Sinn. „Der europäische Markt ist extrem schwach”, begründet ElringKlinger-Chef Stefan Wolf seine emsige Suche nach einem neuen Standbein im Ausland, und der Mann führt hierfür nachvollziehbare Gründe an. ElringKlinger wird 2013 wegen der Absatzkrise in Europa wahrscheinlich nur ein Umsatzplus von 5 % erzielen und nicht das obere Ende der Prognosespanne von sieben Prozent erreichen. „Wenn wir nicht Asien und Amerika als Ausgleich hätten, dann ginge es uns schlecht“, erklärt Wolf und trifft damit den Nagel auf den Kopf. Tatsächlich können neue Absatzmärkte, Unternehmensbeteiligungen im Ausland sowie Investitionen in neue Kern- und Randgeschäfte dazu beitragen, die deutschen Zulieferer stabiler, da diversifizierter, aufzustellen.
Auch der fränkische Kabelspezialist Leoni, so ist am Markt zu hören, sucht nach Möglichkeiten, abseits der Autobranche mehr Geschäft zu machen. Leoni-Chef Klaus Probst denkt dabei wie auch Wolf an Zukäufe. Man könne Übernahmen von einer halben Milliarde Euro und mehr stemmen. Es müsse aber strategisch Sinn machen, lässt sich der Manager zitieren. Selbst die ganz Großen der Branche wie Bosch und Continental, so flüstert man in der Branche, stöhnen unter der Schwäche ihrer Kunden und halten Ausschau nach Kaufgelegenheiten. Allen Firmen macht vor allem die Auto-Krise in Europa Sorgen, wo die Absatzzahlen seit 18 Monaten ununterbrochen zurückgehen. Die deutschen Zulieferer sind jedoch mit Liquidität vollgesaugt und sie verfügen über beachtliche Eigenkapitalquoten. Was liegt da näher, als Rücklagen aufzulösen und in Größe, Diversifizierung und Risikoverteilung zu investieren. Fazit: der Trend ist eindeutig. Nach Jahren organischen Wachstums sind deutsche Zulieferer nun auf Akquisitionstour, um sich mit intelligenten Zuläufen zu stabilisieren und ihre Widerstandskraft in rauen Zeiten zu verbessern. Das macht Sinn, ist richtig und nachhaltig gedacht. Dass hierfür dank prall gefüllter Konten oftmals eine Bankenfinanzierung nötig ist, verstärkt unsere konservative Bewertung dieses Trends.

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