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GM macht Tabula Rasa in Eigenproduktion

GM macht Tabula Rasa in Eigenproduktion – Der US-Autobauer General Motors (GM) verkauft sein Getriebewerk im französischen Straßburg, in dem ca. 1.000 Beschäftigte tätig sind, an das belgische Unternehmen Punch Metals International. Die Vereinbarung erfolgt vor dem Hintergrund eines langfristigen Lieferabkommens mit dem deutschen Autozulieferer ZF Friedrichshafen. Zudem hieß es, GM wolle bei seiner ehemaligen Getriebefabrik bis 2013/14 Kunde bleiben. Damit soll auch ein „reibungsloser Übergang“ zu einer bei ZF angesiedelten Produktlinie ermöglicht werden. Die ZF Friedrichshafen AG erklärte, sie begrüße die Übernahme des GM-Werks in Straßburg durch Punch. (Die Welt online, 24.12.12)

Meldung des Jahres – Kommentar von Dr. Olaf Janke – Für uns ist diese unscheinbar daher kommende Mitteilung, wonach GM sich seines Getriebewerks entledigt und stattdessen umfassende Lieferverträge mit einem seiner Zulieferern abschließt, eine der Top-Meldungen des Jahres. Denn sie ist Beleg für einen kaum wahrnehmbaren Umwälzungsprozess in der Teilefertigung, der den international aufgestellten – und hier zuvorderst den deutschen – in Zukunft ein gewaltiges Potenzial erschließen könnte. Angesichts eines enormen Kostendrucks, der kaum noch Raum für Forschung und Entwicklung lässt, ziehen sich die Autoproduzenten zunehmend auf ihre ureigenen Kernkompetenzen, dem Autobau, zurück. Agenturmeldungen zufolge bastelte GM bereits seit Frühjahr 2012 an seiner Strategie für das Werk. Demnach ließ das Unternehmen das Finanzinstitut Barclays sowohl Angebote möglicher Käufer einholen als auch die Möglichkeiten bewerten, das Werk zu halten. Offenbar schieden aber alle Lösungen aus, so dass nun ein Outsourcing-Prozess einsetzte, dessen Gewinner nun ein deutscher Zulieferer ist. Denn langfristig soll die Getriebe-Produktion nun ZF Friedrichshafen zugutekommen. Die Friedrichshafener können sich richtig die Hände reiben: Die Verlagerung der Getriebe-Produktion in die eigene Firmenwelt wird das Unternehmen auf Jahres hinaus auslasten und zuverlässige Rendite erwirtschaften. GM wird ebenfalls profitieren, auch wenn das Schicksal der 1.000 Beschäftigen Sorgen machen muss: Die Detroiter entledigen sich auf einen Schlag eines Randgeschäftsfelds mit aufwändiger Forschungsstätte, mächtigen französischen Arbeitnehmervertretern sowie einem teuren Randgeschäft. Unser Fazit: Der Trend dürfte nachhaltig sein, weitere Produzenten werden folgen und ihre letzten verbliebenen Eigenproduktionen in die Hände ihrer Zulieferer geben. Somit alles bestens? Mitnichten. Denn auch hier lauern Risiken: Denn beide Partner – Hersteller und Zulieferer – erhöhen ihre Abhängigkeiten voneinander. Fällt einer der Partner aus, könnte das für den jeweils anderen weitreichende ökonomische Konsequenzen haben. Summa summarum birgt dieser Trends für die deutschen Zulieferer aber ein gewaltiges Potenzial, was diese nun effizient und mit Weitsicht heben müssen.

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