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Chinesen wechseln Volvo-Chef aus

Medienberichten zufolge löst der schwedische Ex-MAN-Chef Håkan Samuelsson (61) den erkrankten Deutschen Stefan Jacoby (54) an der Spitze des Autoherstellers Volvo Cars ab. Jacoby ist nach einem Hirnschlag vor vier Wochen krankgemeldet. Nach Angaben des chinesischen Eigners habe die Personalie nichts mit Jacobys Erkrankung zu tun, sondern sei einzig dem bestehenden geschäftlichen Misserfolg geschuldet. Volvo Cars hat in diesem Jahr mit kräftigem Nachfrageschwund und roten Zahlen zu kämpfen. Samuelsson, bis 2009 Konzernchef beim Nutzfahrzeughersteller MAN und seit 2010 im Aufsichtsrat von Volvo Cars, sagte bei seiner Vorstellung als Konzernchef: „Wir müssen die Ertrags- und Kostenlage verbessern“. Volvo Cars gehört seit zwei Jahren zum chinesischen Geely-Konzern.

Kommentar von Dr. Olaf Janke: Zugegeben: Volvo ist keiner der großen Player am internationalen Automarkt. Dennoch sorgte die Nachricht für Aufsehen, wobei der Grundtenor in der Berichterstattung überwiegend neutral bis positiv ist. Eine Auswertung des Medienechos durch den „Automotive-Manager“ ergab: Von den 431 abgefragten Medienberichten zum Thema sind 223 positiv, 181 neutral – nur 27 Medien berichten in der Tendenz negativ über die Personalie. Denn die Managementqualitäten des zurückhaltenden Schweden sind unbestritten. Im MAN-Konzern wird Samuelsson noch heute hochgeachtet dafür, dass er den einst gemütlichen Konzern ebenso erfolgreich wie geräuschlos umgekrempelt hat. Unter Samuelssons Ägide wurde MAN so profitabel wie niemals zuvor, der Aktienkurs legte in seiner Ära deutlich zu. Es bleibt zu hoffen, dass die seit Jahren schwer geschüttelte Automobil-Sparte von Volvo unter Samuelsson nun endlich in ruhigeres Fahrwasser einfährt und dem Schweden ein ähnliches Husarenstück gelingen wird wie einst bei MAN. Schwer wird es sicherlich. Volvo Cars leidet weiterhin unter Auftragsschwund sowie unter den Folgen der Konjunkturkrise in Europa. Imageprobleme (auch als Folge des chinesischen Eigners) und der Verlust an Vertrauen bei der kleinen Fangemeinde kommen hinzu. Kritisch sind zudem die hohen Produktionskosten im Hochlohnland Schweden sowie mangelnde Größenvorteile der kleinen Automobilschmiede zu sehen. Immerhin verfügen die sympathischen Schweden über eine gesunde Grundsubstanz. Es bleibt nun zu hoffen, dass Samuelsson schnell der Turnaround gelingt – und dass Jacoby ebenso schnell wieder gesund wird.

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