Zulieferer

Kommentar Dr. Olaf Janke zur Krise der Zulieferer

Quo vadis, Zulieferer? – Zu schön um wahr zu sein: Jahrelanges Wachstum, mit enormen Wachstumsraten und immer neuen Rekordmeldungen prägten das Bild der deutschen Zulieferern in den vergangenen Jahren. Fast fühlte man sich in die Zeit des Wirtschaftswunders zurückversetzt. Kaum ein Monat verging seit 2009, wo nicht neue Absatz- und Exportrekorde, Neueinstellungen und neue Wachstumsszenarien gefeiert wurden. Manch ein Analyst malte bereits das Bild eines perpetums mobiles, eines endlos währenden Aufschwungzyklus´, an die Wand. Aus, vorbei, alles Vergangenheit! Seit Wochen berichten die Medien mit steigender Tendenz über ein sich verschlechterndes Absatzklima für die deutschen Automobilzulieferer. „Seit Wochen mehren sich die Hinweise, dass bei den Zulieferern die Auftragslage schlechter wird“, schreibt etwa die „Financial Times Deutschland“. „Zulieferer sollen sich auf mögliche Produktionskürzungen einstellen“, mutmaßt der Autor: Vor allem die Märkte in Südeuropa würden Deutschlands Automobilzulieferer zunehmend in Mitleidenschaft ziehen“, heißt es. Und die „Börsen-Zeitung“ warnt: „Zulieferer sollen sich auf mögliche Produktionskürzungen einstellen“. So denke etwa der Schaeffler-Konzern „über Kapazitätsanpassungen nach“, während der Zulieferer Mahle im zweiten Halbjahr ein langsameres Erlöswachstum erwartet. Ein Continental-Werk in Gifhorn führe nun eine Stundenkontenregelung ein. Der weltgrößte Autozulieferer Bosch leide ebenfalls unter dem schleppenden Auftragseingang von Autobauern wie Peugeot, Citroën. Über Kurzarbeit in der Kfz-Sparte sei bei Bosch aber noch nicht entschieden. Aber sehen so Horrormeldungen aus? Können Befürchtungen vor einem bevorstehenden Absturz der Branche derart gemütlich daherschlendern? Mitnichten. Die Branche hat lediglich zur Normalität und zu einer realistischeren Markteinschätzung zurückgefunden. Also Jammern auf hohem Niveau? Jein. Vier entscheidende Gründe sprechen dafür, dass der deutschen Zulieferindustrie trotz einer Abschwächung des Absatzes ein annus horribilis wie 2009 erspart bleibt. Erstens: Die Weltwirtschaft wird wohl auch 2013 weiter wachsen – der Eurokrise zum Trotz. Die Schwellenländer werden auch im kommenden Jahr als Ackergaul die globale Konjunktur anschieben. Zweitens: Die Absatzkrise in Südeuropa ist regional begrenzt und wird den deutschen Zulieferern keine Vollbremsung bescheren. Drittens: Die Branche glänzt weiterhin mit innovativen Produkten, die überall auf der Welt begehrt sind – und die gegenwärtige Euro-Schwäche verbessert die Exportaussichten zusätzlich. Entscheidend ist jedoch der vierte Punkt – nämlich die Fähigkeit der Branche, aus der vorangegangenen Krise die notwendigen Lehren gezogen zu haben. Die Branche ist heute wesentlich breiter aufgestellt als noch vor wenigen Jahren. Sie verfügt über gewachsene Abwehrkräfte, Robustheit, einen gesunden Kern und über die notwendigen Instrumente, einer konjunkturellen Abschwächung zu begegnen.

Dass die deutschen Zulieferer dennoch nicht blauäugig der Krise entgegenschippern, stimmt eher zuversichtlich und zeugt von proaktivem Management. Sicherlich ist der Absatz der PKW-Hersteller in Südeuropa mittlerweile so schlecht ist, dass die Zulieferer das deutlich zu spüren bekommen. Gleichwohl ist die Lage in Deutschland stabil, in Asien weiter auf Wachstumskurs und in Nordamerika boomt die Nachfrage sogar. Fazit: Solange diese Kompensationsmöglichkeiten bestehen, können die Zulieferer entspannt sein. Dass die Branche dennoch auf der Hut ist, ist hier nur konsequent.

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